Die russische Staatsagentur Ria Nowosti meldete, dass die rund 280 Lastwagen von ihrem Nachtlager in der Stadt Woronesch losgefahren seien. Es soll sich um Fahrzeuge des Militärs handeln, die weiß angestrichen worden sind. Darin sind russischen Angaben zufolge rund 2.000 Tonnen Hilfsgüter enthalten. In der Nähe der Stadt Belgorod an der Grenze sollen sie demnach an das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) übergeben werden.
Wie die Grenzkontrolle genau ablaufen soll, ist weiter umstritten. Die ukrainische Forderung, die Ladung auf "neutrale" Fahrzeuge umzupacken, kritisierte Russland als "Hinhaltetaktik". Die Zeit dränge für die Hilfe, die bereits morgen am Zielort in Lugansk ankommen soll. Dort fehlt es etwa 250.000 Einwohnern seit elf Tagen am Nötigsten.
Russland gibt sich kompromissbereit
Der russische Außenminister Sergej Lawrow erklärte jedoch, alle Details seien abgesprochen. Moskau habe einer Forderung aus Kiew zugestimmt, dass an der Grenze ukrainische Kennzeichen an den Fahrzeugen montiert würden. Zudem sollten Mitarbeiter vom Roten Kreuz die Führung der rund drei Kilometer langen Kolonne übernehmen.
Die pro-westliche Führung in Kiew ist dagegen weiter besorgt, Moskau könnte unter dem Deckmantel einer Hilfsaktion die pro-russischen Separatisten mit weiteren Waffen versorgen. Kremlsprecher Dmitri Peskow wies den Vorwurf als "absurd" zurück. Die Ukraine hatte gestern ausgeschlossen, die russischen Lkw ohne Aufsicht des Roten Kreuzes ins Land zu lassen.
Wieder Gefechte in der Ost-Ukraine
Unterdessen hat es bei Gefechten in der Ost-Ukraine erneut mehrere Tote gegeben. Den Behörden zufolge handelt es sich bei den mindestens fünf Opfern um Zivilisten. Der Stadtrat in Donezk berichtete, die ganze Nacht seien Explosionen zu hören gewesen. Zudem sollen die Aufständischen zwölf Kämpfer des nationalistischen Rechten Sektors in einem Hinterhalt getötet worden sein.
Die Fraktionsvorsitzende der Grünen im Europaparlament, Rebecca Harms, sagte im Deutschlandfunk, die Sanktionen des Westens könnten weiter ihr Ziel erreichen. Da Russland die Separatisten mit Waffen versorgt habe, sei das Misstrauen der Ukraine gegenüber den Hilfslieferungen nachvollziehbar. Auch der Politologe Andreas Umland von der Universität Kiew sagte im Deutschlandfunk, es sei schwer zu sagen, was Moskau vorhabe.
(bor/tj)