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Russische Sportler bei den Paralympics
"So tappen wir jetzt mit in dieses Dopingdesaster"

Wie das IOC lässt auch das Internationale Paralympische Komitee (IPC) Sportler aus Russland unter neutraler Flagge bei den Spielen in Pyeongchang zu. Der Präsident des Deutschen Behindertensportverbandes, Friedhelm Julius Beucher sagte im Dlf, damit habe man eine große Chance verpasst.

Friedhelm Julius Beucher im Gespräch mit Marina Schweizer |
    Friedhelm Julius Beucher: Präsident der Deutschen Behindertensportverbands
    Friedhelm Julius Beucher: Präsident der Deutschen Behindertensportverbands (dpa/Julian Stratenschulte)
    DBS-Präsident Beucher hatte im Vorfeld einen Komplettausschluss der russischen Sportler wegen des staatlichen systematischen Doping gefordert. In Rio hatte das Internationale Paralympische Komitee einen solchen verhängt.
    Nun dürfen wie an den Olympischen Spielen auch an den Paralympics ausgewählte russische Sportler unter neutraler Flagge starten. Diese Gemeinsamkeit schätzt Beucher nicht: "So schön es auch ist, wenn es Gemeinsamkeiten gibt: Es ist eine riesige Chance liegen gelassen worden, die Konsequenz beizubehalten."
    Gemeinsam ins "Dopingdesaster"
    Am System in Russland habe sich im Vergleich zu den vergangenen Spielen in Rio faktisch nichts geändert. Deshalb sei er "zutiefst enttäuscht über Entscheidung des IPC" unter dessen neuen Präsidenten Andrew Parsons. Das IPC habe sich dem IOC angegliedert. Nun tappe man gemeinsam "in das Dopingdesaster".
    Man könne nicht davon ausgehen, dass die russischen Sportler dopingfrei seien. Das sei kein "globales Misstrauen, aber Fakt ist, die Russen haben bisher die Voraussetzungen für einen international gleichwertigen Anti-Doping-Kampf nicht erfüllt". Wer das nicht sehe, mache sich mitverdächtig.
    Zu Rio habe das IPC damals eine richtige Entscheidung getroffen, das IOC hingegen mit seinem Teilausschluss eine diplomatische. Das sei der Nachteil von demokratischen Gremien wie im IPC: "Da werden Entscheidungen getroffen, die nicht die eigenen sind." Das müsse er "akzeptieren, aber nicht beklatschen."
    Für Komplettausschluss hätte es Beucher zufolge gute Gründe gegeben
    Man hätte Beucher zufolge wissen müssen, dass es an Beweisen gegen Individuen fehlt: "Wie kann es Beweise geben, wenn betrogen wurde, Proben vertauscht wurden?" Er folge dahingehenden Aussagen von IOC-Präsident Bach "kopfschüttelnd". "Es gab gute Gründe für den Komplettausschluss."
    Wer durch den McLaren-Report "auf dem Silbertablett serviert" bekommen habe, wie staatliches Doping funktioniert und nur vier Jahre danach so handle müsse sich vorwerfen, fahrlässig gehandelt zu haben.
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