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Russischer Doping-Skandal
"Craig Reedie ist alles andere als glaubwürdig"

Auch vier Jahre nach seiner Aufdeckung ist der Skandal um russisches Staatsdoping noch nicht komplett aufgearbeitet, sagte ARD-Dopingexperte Hajo Seppelt im Dlf. Neue Recherchen der ARD-Dopingredaktion nehmen unter anderem die Rolle von WADA-Chef Craig Reede in den Blick.

Hajo Seppelt im Gespräch mit Klaas Reese | 02.12.2018
    Porträt von Hajo Seppelt
    Der Journalist und Autor Hajo Seppelt. (imago sportfotodienst)
    Recherchen der ARD-Dopingredaktion zeigen laut Seppelt, dass Craig Reedie, Chef der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) im Russland-Skandal eine zwielichtige Rolle gespielt habe - jedenfalls nicht die des überzeugten Aufklärers, die er sich selbst gern zuschreibe.
    Für Seppelt sei Reedie "alles andere als glaubwürdig", unter anderem aufgrund einer E-Mail, in der Reedie selbst angab, "dass er Ermittlungen nur eingeleitet hat unter dem Druck nationaler Anti-Doping-Agenturen und weil er politische Probleme vermeiden wollte." Nicht jedoch aus eigenem Antrieb.
    Drohungen gegen Whistleblower
    Die Konsequenzen, die in Russland gezogen wurden, um den Skandal aufzuarbeiten, sind nach Ansicht von Hajo Seppelt bislang ebenso alles andere als zufriedenstellend. Nicht zuletzt kritisierte der Journalist in der Sendung "Sport am Sonntag" den dortigen Umgang mit Whistleblowern wie Julia Stepanova oder Grigorij Rodtschenkow: "Es gab schon Morddrohungen gegen ihn", so Seppelt, "unter anderem von einem ehemaligen Präsidenten des russischen olympischen Komitees ausgesprochen".
    "Tendenz, dass man unter Druck handelt"
    Und: Auch im Biathlon ist der Dopingskandal "noch lange nicht zu Ende", sagte Seppelt im Dlf. Aktuelle Ermittlungen und Recherchen legen nahe, dass der Biathlon-Weltverband IBU vermeintliche Dopingsünder nicht konsequent verfolgt oder sogar gedeckt haben könnte.
    Immerhin: Unter der neuen Führung des Weltverbandes "merkt man schon, in der IBU tut sich etwas", so Seppelt. Ähnlich wie beim Leichtathletik-Weltverband gebe es auch hier "eine Tendenz, dass man unter Druck handelt."
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    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.