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Russischer Leichtathletikverband zieht Einspruch zurück
"Politisches Manöver"

Russlands Leichtathletik-Verband RUSAF wehrt sich nicht mehr gegen die Verlängerung seiner Suspendierung durch den Leichtathletik-Weltverband IAAF. Der entsprechende Einspruch beim internationalen Sportgerichtshof CAS sei zurückgezogen worden. „Die Strategie ist eindeutig“, sagte Dopingexperte Hajo Seppelt.

Hajo Seppelt im Gespräch mit Astrid Rawohl |
    Eingang zur russischen Anti-Doping Agentur RUSADA.
    Die russische Anti-Doping Agentur RUSADA wurde begnadigt. (imago sportfotodienst)
    Die russische Leichtathletik-Föderation RusAF sei sehr gut beraten so zu verfahren. Das Signal gehe in die Richtung "versuchen wir doch bitte die Friedenspfeife zu rauchen", so Seppelt im Deutschlandfunk. Der Einspruch gegenüber dem CAS wäre da sicherlich kontraproduktiv gewesen und so habe man versucht, die Prüfer der IAAF milde zu stimmen.
    Porträt von Hajo Seppelt 
    Der Journalist und Autor Hajo Seppelt. (imago sportfotodienst)
    Es sei aber auffallend, dass die IAAF - offenbar von PR-Beratern angewiesen - einen härteren, stringenteren Kurs bei der Rehabilitierung der russischen Sportlerinnen und Sportler eingeschlagen habe als die WADA. "Das war natürlich auch eine Imagefrage, denn die Leichtathletik war arg ramponiert", so Seppelt weiter.
    Der Londoner Anwalt Jonathan Taylor habe sowohl für die WADA, als auch die IAAF die Strategien in dieser Angelegenheit ausgearbeitet. Mit komplett unterschiedlichen Vorgehensweisen. Er habe bei der WADA den Weg eines Kompromisses gewählt, um an die Datensätze aus dem Moskauer Anti-Doping-Labor heranzukommen. "Die Konstellation in der WADA ist in der Tat eine andere", erklärte Seppelt, deswegen habe Taylor in seiner anderen Funktion als Mitglied der Task Force bei der IAAF einen sehr viel härteren, stringenteren Kurs zeigen können. Die IAAF sei auf die Doping-Daten und Unterlagen der Russen nicht angewiesen gewesen und habe deshalb härter durchgreifen können.
    "Durchsichtiges politisches Manöver"
    Nach dem Entgegenkommen der WADA, trotz dieser massiven Vorwürfe des systematischen Dopings, auf weitere Suspendierungen zu verzichten, haben russische Ruderer Richard McLaren, den Verfasser des McLaren-Reports, auf Schadenersatz in Millionenhöhe verklagt. "Das finde ich geradezu unglaublich", meint Hajo Seppelt. Zumal McLaren gar nicht für eine individuelle Bestrafung von Athleten verantwortlich gewesen sei. Er habe vielmehr das systematische Staatsdoping im Auftrag der WADA offengelegt. "Das scheint mir doch ein sehr durchsichtiges politisches Manöver zu sein."
    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.