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Russland 1917 und die Moderne
"Plötzlich ist ein Fenster aufgerissen worden"

Wozu Kunst und Kultur – und für wen? Die Frage ging im Herbst 1917 wie ein Lauffeuer um. Die Stürmer und Dränger brachen sich Bahn, Tradition war ein Schimpfwort. Alles Bisherige stand nach der Machtübernahme der Bolschewiki zur Disposition und das Kühnste schien machbar.

Von Stefan Amzoll |
    Der Maler und Hauptvertreter der Russischen Avantgarde Kazimir Malevich - dargestellt im Dokumentarfilm "1917 – Der wahre Oktober" von Katrin Rothe
    "Der wahre Oktober" - aus der Sicht von Kasimir Malewitsch (Katrin Rothe Filmproduktion)
    Der "Rote Oktober" war in Russland ein Fanal für die Künste. Die Futuristen wandten sich an das Volk. Avantgardisten wie Wladimir Majakowski oder Kasimir Malewitsch waren mit einmal Mal populär. Film wurde zum Genre der Revolution. Produktionskunst trat auf den Plan, Maschinenmusik. Neutöner wie etwa Nikolai Obuchow, Alexander Mossolow oder Arthur Lourie erfanden bis dato kaum vorstellbare Klänge aus zwölf oder mehr einander gleichwertigen Tönen.
    Autor Stefan Amzoll verdeutlicht in seinem Feature die Aufbruchsenergie jener Zeit. Er wirft Blitzlichter auf höchst disparate künstlerische Schaffens- und Lebenswege – etwa von Dsiga Wertow, Alexander Blok, Sergej Prokofieff und Sergej Rachmaninow.