Die Entlassung Comeys sei der Versuch gewesen, eine Untersuchung der Russland-Affäre zu unterbinden, sagte Jäger. Doch nun gebe es einen Sonderermittler, der außerhalb der Befehlskette stehe und sich mit breiter Autorität und großen Kompetenzen den vielen Fragen nähere.
Trump habe Unrecht, wenn er von einer "Hexenjagd" spreche. Es habe schon früh Anzeichen für die jetzige Entwicklung gegeben. Trumps Regierung habe also genug Zeit gehab, das Schlimmste abzuwenden. Doch dies habe sie nicht getan - warum auch immer, so der Politologe von der Universität Köln.
"Grund zur Panik im Weißen Haus"
Sollte es tatsächlich Geheimabsprachen von Trump-Beratern mit russischen Stellen gegeben haben, dann habe das Weiße Haus nun in der Tat Grund zur Panik, meinte Jäger. Die aktuelle Entwicklung trage dazu bei, den erratischen Eindruck zu verstärken, den der innerste Zirkel der Regierung derzeit biete.
Ein Impeachment sieht Jäger derzeit allerdings in weiter Ferne. Trumps aktuelle Versicherung für sein politisches Überleben sei die tiefe Polarisierung in den USA, sagte er. Es sei nicht zu erwarten, dass sich Demokraten und moderate Republikaner träfen, um ein Impeachment-Verfahren auf den Weg zu bringen. Die beiden Lager würden diesen Prozess vielmehr verfeindet durchleben.
Impeachmentverfahren keinesweg sicher
Der Impeachmentgedanke sei derzeit vielmehr liberalen Medien geschuldet, fügte Jäger hinzu. Selbst wenn es tatsächlich entsprechende Vorstöße gäbe, sei noch lange nicht sicher, das es tatsächlich zu einem Verfahren käme - und erst recht nicht, dass dieses zu einer Absetzung des Präsidenten führe. Eine andere Situation wäre es, wenn bei den Zwischenwahlen im November nächsten Jahres die republikanische Mehrheit im Repräsentantenhaus fiele, so Jäger. Dann sei eher mit einem Verfahren zu rechnen.
Jäger sieht einen bröckelnden Rückhalt bei den Republikanern für Trump. Viele seiner Parteifreunde schlügen sich derzeit in die Büsche, weil sie bei der derzeitigen Geschwindigkeit der Entwicklungen nicht wüssten, wie schnell sie ihre Aussagen zurücknehmen müssten. Dafür habe Trump aber eine weiter große Unterstützung unter seinen Wählern, fügte der Politologe hinzu. Diese hielten ihn immer noch für den Mann, der in Washington aufräumen wolle, und den man nur nicht lasse.
(mg)