"Rossija, Rossija", so hörte sich das im Sommer an, als russische Fußball-Fans die Überraschungssiege ihrer Mannschaft feierten.
Und auch die Touristen aus aller Welt sorgten für ein buntes und fröhliches Fußballfest in Moskau und zehn weiteren Spielorten. Zur Freude von Wladimir Putin:
"Wir sind sehr dankbar für die Millionen Worte des Lobes für Russland und seine Bürger. Und wir sind froh, dass die WM-Gäste alles mit eigenen Augen gesehen haben, so dass Mythen und Vorurteile zusammengebrochen sind."
Doch jetzt, ein halbes Jahr später, ist klar: Auch, wenn sich Russland während des Turniers ungewohnt tolerant und liberal präsentiert hat, einen Politikwechsel gab es nicht. Putins Kurs gegenüber dem Westen ist unverändert, die internationalen Krisen sind geblieben.
Mehrwertsteuererhöhung während des WM-Jubels
Und im Land selbst beklagen Regierungskritiker, Bürgerrechtler und Künstler Druck und Schikanen - mindestens so stark wie vorher. Der Oppositionelle Alexej Nawalny sieht noch einen Aspekt:
"Es ist uns jetzt klar, wie gut die WM von den Machthabern auch innenpolitisch genutzt wurde. Die Anhebung des Rentenalters und die Erhöhung der Mehrwertsteuer wurden ausgerechnet am Eröffnungstag der WM angekündigt, um die Themen zu verstecken und eine Welle der Empörung zu vermeiden."
Inzwischen hat sich der Unmut in der Bevölkerung trotzdem vergrößert. Wladimir Putins Popularität hat wegen der Rentenreform gelitten. Der Politologe Michail Winogradow kommt zu dem Schluss:
"Es schien so, dass die WM veranstaltet wurde, damit sich die Nation und ihr Präsident zusammenschließen. Doch das ist nicht passiert."
Ein halbes Jahr nach der WM hat sich die Stimmung in Russland abgekühlt. Nicht nur vom Wetter her.