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Russland als WM-Gastgeber 2018
Die Begeisterung ist abgekühlt

Wer während der WM durch Russland reiste, erlebte ein verändertes Land. Die Rechnung von Staatspräsident Wladimir Putin ging auf: Touristen aus aller Welt trafen auf einen offenen und fröhlichen Gastgeber. Doch ein halbes Jahr später ist klar: einen Politikwechsel gab es nicht. Und auch Putins Popularität hat gelitten.

Von Markus Sambale |
    Russische Fans in Sochi.
    "Weltoffen und freundlich" - die Weltmeisterschaft in Russland wurde von vielen Seiten gelobt. (Mikhail Tereshchenko/TASS/dpa)
    "Rossija, Rossija", so hörte sich das im Sommer an, als russische Fußball-Fans die Überraschungssiege ihrer Mannschaft feierten.
    Und auch die Touristen aus aller Welt sorgten für ein buntes und fröhliches Fußballfest in Moskau und zehn weiteren Spielorten. Zur Freude von Wladimir Putin:
    "Wir sind sehr dankbar für die Millionen Worte des Lobes für Russland und seine Bürger. Und wir sind froh, dass die WM-Gäste alles mit eigenen Augen gesehen haben, so dass Mythen und Vorurteile zusammengebrochen sind."
    Ausländische Fans und Russen gehen über die Straße "Nikolskaja" in Moskau, die mit zahlreichen Lichterketten dekoriert ist.
    Ausländische Fans und Russen gehen über die dekorierte Straße "Nikolskaja" in Moskau (dpa / Marius Becker)
    Doch jetzt, ein halbes Jahr später, ist klar: Auch, wenn sich Russland während des Turniers ungewohnt tolerant und liberal präsentiert hat, einen Politikwechsel gab es nicht. Putins Kurs gegenüber dem Westen ist unverändert, die internationalen Krisen sind geblieben.
    Mehrwertsteuererhöhung während des WM-Jubels
    Und im Land selbst beklagen Regierungskritiker, Bürgerrechtler und Künstler Druck und Schikanen - mindestens so stark wie vorher. Der Oppositionelle Alexej Nawalny sieht noch einen Aspekt:
    "Es ist uns jetzt klar, wie gut die WM von den Machthabern auch innenpolitisch genutzt wurde. Die Anhebung des Rentenalters und die Erhöhung der Mehrwertsteuer wurden ausgerechnet am Eröffnungstag der WM angekündigt, um die Themen zu verstecken und eine Welle der Empörung zu vermeiden."
    Navalny geht durch ein Drehgitter.
    Verfolgt und schikaniert - der russische Oppositionelle Alexej Nawalny hat ein schwieriges Leben in Russland (AFP / Frederick Florin)
    Inzwischen hat sich der Unmut in der Bevölkerung trotzdem vergrößert. Wladimir Putins Popularität hat wegen der Rentenreform gelitten. Der Politologe Michail Winogradow kommt zu dem Schluss:
    "Es schien so, dass die WM veranstaltet wurde, damit sich die Nation und ihr Präsident zusammenschließen. Doch das ist nicht passiert."
    Ein halbes Jahr nach der WM hat sich die Stimmung in Russland abgekühlt. Nicht nur vom Wetter her.