Mehrere Tote
Russland attackiert Kiew und andere Städte - Selenskyj: gezielter Angriff auf Kinderklinik

Bei russischen Angriffen auf mehrere Städte in der Ukraine sind nach Angaben des ukrainischen Innenministers Klymenko mindestens 30 Menschen getötet worden. Es gibt außerdem mehr als 120 Verletzte, wie die örtlichen Behörden mitteilten. Kiews Bürgermeister Klitschko sprach von einem der schwersten Angriffe auf die Hauptstadt seit Kriegsbeginn.

    Zerstörung an Gebäuden und Straße nach einem russischen Raketenangriff im Lukianivska Bezirk der ukrainischen Hauptstadt.
    Russische Angriffe auf die ukrainische Hauptstadt Kiew. (Andreas Stroh/ZUMA Press Wire/dpa)

    Was ist geschehen?

    In Kiew wurde ein Kinderkrankenhaus getroffen. Präsident Selenskyj veröffentlichte dazu ein kurzes Video, das zerstörte Krankenzimmer und Blutspuren auf dem Fußboden zeigte. Er sprach davon, dass Menschen verschüttet seien. Hunderte Anwohner halfen Rettungskräften, Trümmer zu räumen und nach Opfern zu suchen. Die getroffene Ochmatdyt-Klinik in Kiew ist auf Krebserkrankungen bei Kindern spezialisiert.
    Außer aus Kiew wurden auch aus Krywyj Rih, Dnipro, Slowjansk und Kramatorsk Angriffe gemeldet. Russland setzte laut Selenskyj mehr als 40 Geschosse ein, darunter auch Hyperschallraketen.
    Der ukrainische Verteidigungsminister Umerow drängte die Verbündeten seines Landes, angesichts der jüngsten Ereignisse rasch über die Lieferung weiterer Luftabwehrsysteme zu entscheiden. Die Verteidigungsfähigkeiten der Ukraine seien nach wie vor unzureichend, schrieb Umerow auf Telegram.

    Was sagt Russland zu den Angriffen?

    Das russische Verteidigungsministerium erklärte, dass eine vom Stadtrand abgefeuerte Flugabwehrrakete die Schäden verursacht habe. Kiew versuche auf diese Weise, vor dem am Dienstag anstehenden Gipfel der NATO-Staaten in Washington weitere Finanzhilfen bei den westlichen Verbündeten herauszuschlagen.
    Selenskyj wies die russischen Behauptungen zu einem Flugabwehrfehler zurück. Laut dpa sagte er auf einer Pressekonferenz mit dem polnischen Regierungschef Tusk in Warschau: "Was für ein Zynismus, den die Mistkerle im Kreml an den Tag legten, dass es angeblich die ukrainische Flugabwehr und kein gezielter Raketenschlag war." Selenskyj kündigte an, eine Sitzung des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen zu beantragen.

    Welche Reaktionen gibt es aus dem Ausland?

    Die UNO-Koordinatorin für humanitäre Hilfe in der Ukraine, Denise Brown, verurteilte die tödlichen Angriffe. "Es ist unverzeihlich, dass in diesem Krieg Kinder getötet und verletzt werden", erklärte sie. Ähnlich äußerte sich der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell: "Russland nimmt weiterhin rücksichtslos ukrainische Zivilisten ins Visier", erklärte er im Onlinedienst X. Die Ukraine brauche jetzt eine Luftverteidigung. "Alle Verantwortlichen für russische Kriegsverbrechen werden zur Rechenschaft gezogen", betonte Borrell.
    Das französische Außenministerium erklärte, der "direkte und absichtliche" Angriff auf ein Kinderkrankenhaus könne "der Liste der Kriegsverbrechen" zugefügt werden, für die sich Russland werde verantworten müssen. Auch der neue britische Außenminister David Lammy forderte, die Verantwortlichen für den "illegalen" Krieg des russischen Präsidenten Wladimir Putin müssten zur Rechenschaft gezogen werden. Aus dem Auswärtigen Amt in Berlin hieß es, man fordere den russischen Präsidenten Putin auf, den Angriffskrieg „auf so viele unschuldige Menschen unverzüglich zu beenden".
    Diese Nachricht wurde am 08.07.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.