Der 23. Februar hat als Feiertag eine wechselvolle Geschichte: Bei vielen Russen ist er heute im Alltag als "Männertag" bekannt - als Gegenstück zum Frauentag am 8. März. Der offizielle Name zeigt aber, was eigentlich dahinter steckt: Am "Tag des Verteidigers des Vaterlandes" werden die Streitkräfte und die Soldaten gefeiert. In diesem Jahr wird noch ein besonderer Jahrestag damit verknüpft: 100 Jahre Rote Armee.
Von Leo Trotzki aufgebaut
Es war Anfang 1918, nach der Oktober-Revolution, als die damalige Sowjetregierung die Rote Arbeiter- und Bauernarmee gründete. Die ersten Freiwilligen wurden in den Kampf gegen das deutsche Kaiserreich im Ersten Weltkrieg geschickt. Dann kämpfte die Armee, die maßgeblich vom Revolutionär Leo Trotzki aufgebaut wurde, für die Bolschewiki im russischen Bürgerkrieg. Der Historiker Leonid Mletschin erklärt:
"Die Rote Armee hat damals den Sieg davongetragen. Doch ist es wirklich ein Grund, um stolz zu sein? Es waren Russen, die gegen Russen gekämpft haben - und gesiegt haben."
Ruhm für den Kampf im Zweiten Weltkrieg
Der größte Ruhm wird der Roten Armee bis heute für ihren Kampf im Zweiten Weltkrieg bescheinigt. Wladimir Putin sagte auf der Mai-Parade 2015, 70 Jahre nach Kriegsende:
"Es war die Rote Armee, die durch den Sturm auf Berlin den Sieg über Hitler-Deutschland errungen hat. Gemeinsam wurde die Last des Krieges getragen und die Heldentat vollbracht, das Vaterland zu retten, den Zweiten Weltkrieg zu gewinnen und die Völker Europas von den Nazis zu befreien."
In den Jahrzehnten danach kontrollierte die Rote Armee weite Teile Ost-Europas. Sie schlug Aufstände in Ost-Berlin, Budapest und Prag nieder. Zwischen den Atommächten Sowjetunion und USA herrschte ein Gleichgewicht des Schreckens. Dann brach das sowjetische Imperium zusammen. In der Nachfolge der Roten Armee sieht sich heute die russische Armee.
Modernisierung nur teilweise gelungen
Und wo steht sie? Der Rüstungsexperte Alexander Golz meint, die Modernisierung der russischen Streitkräfte unter Wladimir Putin sei nur in einigen Bereichen gelungen. So habe die Armee veraltete Technik, die im Krieg mit Georgien 2008 zu Tage getreten war, ersetzt. Der Experte sieht aber ein grundsätzliches Problem.
"Russland hat nicht die Ressourcen, die die Sowjetunion zu Zeiten des Kalten Krieges hatte. Wir haben eine alte Bevölkerung, eine schwache Wirtschaft und eine Industrie, die kaum zur Massenproduktion von Waffen in der Lage ist. Was bleibt, sind also die Atomwaffen. Die Regierung erinnert uns fast jede Woche daran, dass wir Atomwaffen besitzen und den nuklearen Wettstreit mit den USA sehr ernst nehmen."
Militärische Stärke demonstrieren. Wahrgenommen werden auf Augenhöhe mit den USA. Dieser Anspruch schwingt auch mit beim aktuellen, im Westen so scharf kritisierten Einsatz der russischen Streitkräfte in Syrien.