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Russland
Justiz geht gegen Chodorkowski vor

Der Kreml-Kritiker Michail Chodorkowski saß zehn Jahre im Gefängnis – trotz eines zweifelhaften Urteils. Seit 2013 ist er frei und lebt heute in der Schweiz. Ein russisches Gericht hat jetzt wieder einen Haftbefehl gegen Chodorkowski erlassen und ihn international zur Fahndung ausgeschrieben.

    Porträt von Michail Chodorkowski
    Michail Chodorkowski im Oktober 2014 in Prag. (picture alliance / dpa / Michal Dolezal)
    Die russische Justiz lässt nicht locker: Sie ermittelt erneut gegen Michail Chodorkowski. Es geht um ein Verfahren gegen Chodorkowski, das die Justiz Mitte Dezember eröffnet hatte. Sie hat den Verdacht, dass Chodorkowski 1998 den Mord an einem Bürgermeister in der sibirischen Stadt Neftejugansk in Auftrag gegeben hat. Sie wirft ihm auch versuchten Mord an einem Leibwächter des Bürgermeisters und einem weiteren Geschäftsmann vor.
    Der Sprecher der Ermittlungsbehörde, Wladimir Markin, sagte, es lägen Beweise dafür vor. Er sprach von Motiven finanzieller Art. Das hinge damit zusammen, dass Bürgermeister Wladimir Petuchow damals Steuerzahlungen von dem Erdölkonzern Yukos gefordert habe. Yukos-Chef war damals Chodorkowski. Der bestreitet die Anschuldigungen. Auf seiner Webseite schrieb er: "Sie sind verrückt geworden".
    Durchsuchungen bei Chodorkowskis Stiftung
    Gestern war bekannt geworden, dass Büros der Stiftung "Open Russia" durchsucht wurden, die Chodorkowski gegründet hatte. Laut der Nachrichtenagentur Interfax hatte Markin gesagt, die Durchsuchungen stünden im Zusammenhang mit der Privatisierung des Bergwerks- und Düngemittelunternehmens Apatit im Jahr 2003, die der Staat als illegal eingestuft hatte. Die Stiftung veröffentlicht Berichte über die Lage in Russland und setzt sich für freie Wahlen ein.
    Chodorkowski gehörte zu den Oligarchen, die nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion in wirtschaftlichem Chaos riesige Reichtümer aufgehäuft hatten. Später wandelte er sich zu einem Kritiker von Präsident Wladimir Putin, mit dem er sich daraufhin zerstritt. 2003 wurde Chodorkowski wegen Steuerhinterziehung verhaftet, verurteilt und ins Arbeitslager gesteckt. Seine Firma Yukos wurde zerschlagen. 2013 wurde er wenige Wochen vor den Olympischen Winterspielen in Sotchi überraschend von Putin begnadigt und ging in die Schweiz. Im Moment lebt der 52-Jährige meistens in London.
    (stfr/fwa)