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Russland
Nichts Unerwartetes von Putins Fernsehsprechstunde

Wladimir Putin stellt sich alljährlich den Fragen der russischen Bürger. Die Fernseh-Show gilt als Ventil für die Bevölkerung, bei dem Putin als Kümmerer auftritt, der die Sorgen der Bürger ernst nimmt und säumigen Beamten Beine macht. Enthüllungen über Offshore-Geschäfte in seinem persönlichen Umfeld ließ er erwartungsgemäß abprallen.

Von Gesine Dornblüth |
    Blick ins Studio
    Putins Fernsehsprechstunde dauerte drei Stunden und 40 Minuten. (dpa / picture-alliance / Alexei Druzhinin)
    Fast zwei Stunden dauerte es, bis ein Mann aus dem Moskauer Umland Putin nach den brisanten Panama Papers fragte. Ihn interessierten allerdings nicht etwa Details der Offshore-Geschäfte in Wladimir Putins Umfeld; der Mann wollte vielmehr wissen, ob Russlands Präsident die westlichen Medien nicht verklagen wolle, wegen "verleumderischer Falschinformationen", wie er sagte. Russlands Präsident räumte daraufhin ein, die Recherchen seien wahr – allerdings liefen sie im Fall Russlands ins Leere. Es handele sich, so Putin erneut, um eine Provokation gegen Russland, gesteuert von den USA. Putin griff heute die zum Rechercheverbund gehörende "Süddeutsche Zeitung" an.
    "Hinter den Veröffentlichungen stehen Mitarbeiter amerikanischer offizieller Institutionen. Ich habe gestern meinen Pressesprecher Peskow gefragt. Der Artikel erschien zuerst in der Süddeutschen Zeitung. Sie gehört zu einer Medien-Holding, die wiederum gehört dem amerikanischen Finanzunternehmen Goldman Sachs. Die Auftraggeber haben überall ihre Ohren."
    Die "Süddeutsche Zeitung" hat aber gar keine gesellschaftsrechtlichen Verbindungen zu dem amerikanischen Unternehmen; das Blatt gehört vielmehr der Südwestdeutschen Medienholding und einer Münchner Verlegerfamilie. Das teilte die Zeitung heute mit.
    Bürger beklagten sich über Missstände in den Regionen
    Insgesamt klagten die Bürger in Putins Sprechstunde nicht über Fehler des Präsidenten, sondern beschwerten sich über Missstände in den Regionen: Über zurückgehaltene Löhne, über Behördenschlendrian und Korruption und über schlechte Straßen. Den Ton gab Jekaterina aus dem sibirischen Omsk gleich am Anfang in einer Videoschalte vor.
    "Schauen Sie sich den Zustand unserer Straßen an. Schlagloch um Schlagloch. Unsere Autos gehen kaputt, wir haben dauernd Reifenpannen. Aber die Behörden reagieren nicht."
    Putin zeigte Verständnis und versprach Abhilfe. Die kam schnell, schon nach einer Stunde meldete die Moderatorin:
    "Wladimir Wladimirowitsch, eine Eilmeldung: Die Beamten aus Omsk haben berichtet, dass sie bis zum 1. Mai 21 Straßen instand setzen."
    In Bezug auf die wirtschaftliche Lage räumte Putin Schwierigkeiten ein, spielte die Probleme aber herunter. So erwarte er, dass die Wirtschaft im laufenden Jahr um nur 0,3 Prozent schrumpfen werde. Der Internationale Währungsfonds prognostiziert dagegen ein Minus von 1,8 Prozent.
    Vorwürfe gegen die Türkei
    Gefragt nach außenpolitischen Schwerpunkten, erhob Putin erneut schwere Vorwürfe gegen die Türkei.
    "Die türkische Führung kämpft nicht gegen Radikale, sondern sie kooperiert mit ihnen."
    Auch zu anderen außenpolitischen Fragen bekräftige Putin die bekannten Positionen. In Syrien sei die Zeit für eine politische Lösung gekommen. Am Stocken des Minsker Prozesses wiederum sei nur die Ukraine Schuld.
    Ein zwölfjähriges Mädchen wollte wissen, wen Putin als erstes vorm Ertrinken retten würde, den Präsidenten der Ukraine oder den der Türkei.
    "Wenn jemand unbedingt ertrinken will, dann kann man ihn nicht retten. Natürlich sind wir bereit, jedem Partner eine helfende und freundschaftliche Hand entgegenzustrecken. Das muss er aber selbst wollen."
    Fragen wie Antworten wirkten über weite Strecken einstudiert. Fragen nach seinem Privatleben wich Putin wie gewohnt aus.