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Russland
Proteste gegen Putin

Es war die erste größere Demonstration seit Beginn des Ukraine-Konflikts: Tausende Menschen haben in Moskau ihren Unmut über die Politik von Präsident Putin zum Ausdruck gebracht. Unterstützt wurde die Friedenskundgebung auch vom einst reichsten Mann des Landes.

    "Getötet in der Ukraine", heißt es auf dem Foto eines Soldaten, das Demonstranten halten.
    "Getötet in der Ukraine", heißt es auf dem Foto eines Soldaten, das Demonstranten halten. (picture alliance/dpa/Vitaliy Belousov)
    Es sei eine "brüchige Waffenruhe", und das Problem bleibe, Russland nehme "direkt oder mittelbar an dem Konflikt teil", hieß es heute auf einer Internetseite von Michael Chodorkowski. Der jahrelang in Russland inhaftierte Ex-Oligarch hatte sich an diesem Wochenende wieder massiv ins Gespräch gebracht: In Interviews mit verschiedenen internationalen Medien erklärte er unter anderem, auch Präsident in seiner Heimat werden zu wollen - im Falle einer Krise Russlands. Am Dienstag wird Chodorkowski in Berlin erwartet.
    Der in der Schweiz lebende Kreml-Gegner saß zehn Jahre lang wegen Steuerhinterziehung in Haft und wurde Ende 2013 überraschend begnadigt. Derzeit reist er durch EU-Länder, um seine neu aufgestellte "Open Russia"-Initiative vorzustellen. Damit will er pro-europäische Kräfte im Land zusammenbringen.
    "Nein zum Krieg!"
    Kräfte wie die, die sich heute in Moskau auf die Straße getraut haben gegen die Politik ihres amtierenden Präsidenten: Alt und Jung seien unterwegs gewesen, berichtete Torsten Jabs im Deutschlandfunk. Unter der Losung "Nein zum Krieg!" riefen die Putin-Gegner zu dem Friedensmarsch auf. An der Protestaktion beteiligten sich auch Vertreter der Opposition; es war die erste große seit Ausbruch des Konflikts in der Ostukraine im April. Die Polizei gab die Zahl der Demonstranten mit 5.000 an, ein Reporter der Nachrichtenagentur AP schätzte sie auf rund 20.000, eine Twitter-Userin gar auf 100.000.
    100,000 march for Peace in Moscow @BorisNemtsov @obozrevatel_ua #Маршмира http://t.co/1P0L7oU4En pic.twitter.com/yVabkCKlpL #Russia #Ukraine— Paula Chertok (@PaulaChertok) September 21, 2014
    Die Organisatoren kritisieren, dass sich russische Söldner, aber auch reguläre Soldaten an den Kämpfen in der Ostukraine beteiligen. "Wofür sterben unsere Soldaten?", fragten sie auf Plakaten. Und forderten zugleich die Behörden auf, die Einsätze und den Tod von russischen Soldaten in der Ostukraine aufzuklären. Die Verantwortlichen für diese "Kriegstreiberei" müssten bestraft werden.
    Gewalt trotz Waffenruhe
    Am Tag nach der vereinbarten Pufferzone warf Kiew den prorussischen Rebellen weitere Angriffe. Ein Sprecher des Nationalen Sicherheitsrats sagte, am Wochenende seien zwei ukrainische Soldaten und rund 40 Rebellen bei Kämpfen getötet worden. Zudem kündigte er an, die ukrainische Regierung werde die mit den Separatisten verabredete Pufferzone erst umsetzen, wenn die vor mehr als zwei Wochen zwischen beiden Seiten vereinbarte Waffenruhe "völlig herrsche".
    (bor/tzi)