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Russland
Putin räumt Befehl zur Krim-Annexion ein

Die Anschluss der Krim an Russland war lange im Voraus geplant. Das hatte man vermutet, aber es gab keine schlüssigen Belege. Jetzt bringt Präsident Putin selbst Klarheit - in einem Dokumentarfilm für das russische Staatsfernsehen.

Von Gesine Dornblüth |
    Der russische Präsident Wladimir Putin.
    Der russische Präsident Wladimir Putin. (picture alliance / ITAR-TASS / Mikhail Klimentyev)
    Häppchenweise serviert der russische Staatskanal Rossija dem Publikum immer neue Bröckchen aus dem Dokumentarfilm über die "Heimkehr" der Krim. Er enthält Interviewstrecken mit Staatspräsident Wladimir Putin. Nachdem zunächst gezeigt wurde, wie der Präsident sich brüstet, die Heimkehr der Krim nach Russland drei Wochen vor dem umstrittenen Referendum angeordnet zu haben, sendeten die Programmverantwortlichen am Montagabend einen weiteren Ausschnitt, in dem Putin die Anweisung an seine engsten Mitarbeiter begründet.
    "Wir dürfen das Gebiet und die Menschen dort nicht dem Schicksal überlassen und dürfen nicht zulassen, dass die Nationalisten sie plattwalzen."
    Für Putin hat die Krim "sakrale Bedeutung"
    Im vergangenen Jahr hatte Putin immer wieder andere Begründungen für das Vorgehen Russlands auf der Krim genannt. Bei einem Jugendforum im Sommer sagte er:
    "Rund um die Krim-Ereignisse haben alle gefühlt und verstanden, dass wir die historische Gerechtigkeit wiederherstellen müssen, die durch die illegale Übergabe der Krim an die Ukraine verletzt wurde."
    Im Dezember kam dann noch eine kulturell-religiöse Komponente hinzu. Putin bei seiner Rede zur Lage der Nation:
    "Für Russland hat die Krim eine riesige zivilisatorische und sakrale Bedeutung. Wie der Tempelberg in Jerusalem für die Muslime und die Juden."
    In dem vom Staatsfernsehen aufwändig produzierten Film – nach eigener Auskunft dauerten die Dreharbeiten acht Monate – steht nun offenbar die Variante von der angeblichen Bedrohung der Krim durch Faschisten erneut im Vordergrund.
    Wie der Kreml angeblich Janukowitschs Flucht gesteuert hat
    In einer Spielszene wird ein angeblicher Überfall ukrainischer Nationalisten auf einen Bus mit Janukowitsch-treuen Krim-Bewohnern nachgestellt. Der Vorfall soll sich am 20. Februar letzten Jahres ereignet habe, drei Tage, bevor Putin die Entscheidung traf, die Krim zurückzuholen. Unabhängige Berichte zu dem Überfall gibt es nicht.
    In der Vergangenheit hatte die russische Führung oft betont, man habe erst nach dem umstrittenen Referendum auf der Krim die Aufnahme in die Russische Föderation beschlossen. In den jetzt veröffentlichten Filmausschnitten berichtet Putin von geheimen Umfragen, die Russland im Vorfeld auf der Krim habe durchführen lassen. So habe man sicher sein können, dass die große Mehrheit der Menschen bei einem Referendum für Russland stimmen werde.
    Teil des Films sind der Flucht Janukowitschs gewidmet. Putin:
    "Er wollte auf die Krim. Nachdem er mich angerufen hatte, haben unsere Abhörspezialisten begonnen, seine Wagenkolonne zu dirigieren. Wir haben jeden seiner Aufenthaltsorte fixiert."
    So eine Operation habe es in der neueren Weltgeschichte noch nicht gegeben, so der Sprecher. Im Film werde Putin persönlich erzählen, wie Janukowitsch wenige Kilometer an Hinterhalten mit Maschinengewehren vorbeigelotst wurde. So wird Putin, pünktlich zum bevorstehenden Jahrestag der Krim-Annexion, zum Superhelden. Wann das Werk vollständig ausgestrahlt wird, ist weiterhin unbekannt. "Demnächst", heißt es lapidar.