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Russland-Sanktionen
Deutsche Exporte brechen ein

Rückgang bei den Industrie-Aufträgen, Einbruch bei der Produktion - Und jetzt reiht sich die nächste Hiobsbotschaft für die deutsche Konjunktur ein: Die Exporte gehen zurück.

Von Brigitte Scholtes |
    Um 5,8 Prozent sind die deutschen Ausfuhren im August gegenüber dem Juli gesunken und damit so stark wie seit fünf Jahren nicht mehr. Als einen Grund dafür nennt das Statistische Bundesamt die späten Sommerferien in vielen Bundesländern. Im Juli waren die Exporte noch um 4,8 Prozent gestiegen. Aber der saisonale Effekt erkläre den starken Einbruch im August nicht allein, sagt Andreas Scheuerle, Volkswirt der Dekabank. Es gebe auch eine starke Verunsicherung in der Wirtschaft:
    "Tatsächlich stellen wir fest, dass mit Beginn der Ukraine-Krise und dann auch mit der Verschärfung durch andere Krisen hier die Stimmung gesunken ist. Aber es macht sich, glaube ich, auch eine gewisse Ernüchterung breit, dass gerade große Spieler in der Eurozone wie Italien und Frankreich nicht aus dieser Stagnations- oder Rezessionsphase hinauskommen."
    Stimmung ist gesunken
    Auch die Sanktionen gegen Russland könnten Wirkung gezeigt haben, die am 1. August in Kraft getreten sind. Die treffen neben Banken etwa die Hersteller von Rüstungsgütern und Hochtechnologie-Geräten. Ob sich die Exportwirtschaft im September erholen könnte, daran hat Carsten Brzeski, Chefvolkswirt der ING-Diba, aber Zweifel:
    "Über diesen Saisoneffekt, über den Ferieneffekt kann der September noch ein bisschen was reißen. Und ich denke auch, dass es jetzt keine strukturelle Schwäche der deutschen Industrie ist, aber eine strukturelle Abkühlung. Das heißt, wir werden im September einen leichten Aufschwung wieder sehen in diesem Bereich. Aber im Augenblick sieht es fast so aus, als ob es zu wenig ist, um diese technische Rezession, das heißt einem Schrumpfen der deutschen Wirtschaft im dritten Quartal, zuvorzukommen."
    Die Konjunkturerholung sei vorbei, glaubt auch der Deutsche Industrie- und Handelskammertag:
    "Wir sind in keinem Aufschwung mehr,"
    sagte dessen Außenwirtschaftschef Volker Treier heute im ARD Morgenmagazin. Das lassen auch die Importzahlen vermuten: Die gingen sowohl im Juli als auch im August zurück, auch das könne man nur zum Teil auf die Sommerferien schieben, meint Andreas Scheuerle von der Dekabank:
    "Das ist auch eins dieser Warnsignale. Wenn weniger importiert wird, und es sind oft Vorleistungen, die wir importieren, heißt es auch, dass man weniger zu produzieren beabsichtigt."
    Konjunkturerholung sei vorbei
    Im Jahresvergleich zeigt sich, dass die Geschäfte mit den EU-Ländern mit einem Plus von zwei Prozent etwas besser liefen, während die mit dem Rest der Welt um 4,7 Prozent zurückgingen. Noch dürfte die stabile inländische Nachfrage die deutsche Wirtschaft stützen, glaubt Carsten Brzeski von der ING-Diba, aber er warnt:
    "Wir haben den demografischen Wandel. Wir haben zu wenig Investitionen gehabt in den letzten Jahren in Deutschland. Wir kämpfen natürlich in einer immer offeneren, globalisierten Wirtschaft, wo auch immer mehr Schwellenländer versuchen werden, die gleichen Produkte, die wir auch produzieren, zur gleichen Qualität und zum billigeren Preis zu machen. Darauf müssen wir uns vorbereiten. Und allein über den demografischen Wandel würde das strukturelle Wachstum Deutschlands von jetzt ungefähr anderthalb Prozent in den nächsten zehn Jahren auf unter ein Prozent sinken. Und wenn wir daran etwas tun wollen, brauchen wir neue Reformen."