Die angeblichen Sabotageakte auf der von Russland besetzten Krim haben weitere Folgen gezeigt. Das russische Fernsehen sendete gestern Abend ein angebliches Verhörvideo mit einem Mann, der - so der russische Geheimdienst - mehrere Terroranschläge auf der Halbinsel geplant haben soll. Der Mann soll dem ukrainischen Verteidigungsministerium angehören.
Ausschnitt aus dem Video:
"Welche Beziehung haben Sie zur Aufklärungsabteilung des ukrainischen Verteidigungsministeriums?"
"Ich wurde nach Kiew eingeladen. Mir wurde erklärt, es werde eine Gruppe gegründet zur Durchführung von Sabotageakten auf dem Gebiet der Krim."
Ein Gericht in Simferopol ordnete Haft für den Mann an. Russlands Präsident Wladimir Putin hat zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen auf der Krim angeordnet, "zu Lande, im Wasser und in der Luft". Der Präsident der Ukraine, Petro Poroschenko, hat Truppen an der Grenze zur Krim sowie nahe der Waffenstillstandslinie im Donbass zusammenziehen lassen – aus Furcht vor einem russischen Angriff.
Kämpfe im Donbass nehmen zu
Im Internet kursieren schon seit Tagen Bilder von angeblichen russischen Truppentransporten auf der Krim. Möglicherweise handelte es sich dabei aber lediglich um eine routinemäßige Rotation. Im Donbass nehmen die Kämpfe schon seit Wochen wieder zu. Die OSZE bestätigte am Donnerstag den Tod von zwei Zivilisten im Gebiet Donezk.
Die Moskauer Politologin Jekaterina Schulman schließt eine erneute militärische Eskalation des Konflikts zwischen Russland und der Ukraine nicht aus:
"Die Erfahrung der letzten zwei Jahre in der Ukraine und in Syrien zeigt, dass Russlands Taktik in der Verhandlungsführung darin besteht, im Voraus zu eskalieren. Es geht darum, Panik zu schüren, zu drohen, real oder virtuell, um dann etwas verlangen zu können und im Gegenzug die Bedrohung wieder abzumildern. Das ist gefährlich und kostet Menschenleben."
Die nächsten Verhandlungen im Normandie-Format sind für Anfang September angedacht. Putin hat sie allerdings diese Woche für überflüssig erklärt, die Regierung der Ukraine sei an Verhandlungen nicht interessiert, sondern wolle Terror.
Was geschah wirklich auf der Krim am Wochenende?
Russlands Außenministerium veröffentlichte eine Erklärung, in der es "Kiew und seine ausländischen Kuratoren" warnte: Der Tod der russischen Soldaten auf der Krim werde "nicht ohne Folgen bleiben".
Unterdessen bleibt weiter unklar, was am Wochenende wirklich auf der Krim geschehen ist. Der russische Geheimdienst spricht von Angriffen ukrainischer Soldaten unter anderem mit Panzern. Es kursiert auch eine ganz andere Version. Der zufolge sollen am Wochenende mehrere russische Soldaten mit Waffen aus einer Kaserne auf der Krim desertiert und lange nicht gefasst worden sein. Die Politologin Jekaterina Schulman:
"Wenn das wirklich so ist, wenn sie lange gesucht wurden, am Schluss geschossen wurde und dabei auch noch zwei Männer starben, dann ist es natürlich viel lohnender, das so darzustellen, als hätte man eine Gruppe von Saboteuren gestellt. Ich würde nicht ausschließen, dass sich da einfach eine Behörde in besseres Licht rücken möchte."