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Krieg in der Ukraine
Wirtschaftliche Auswirkungen in der ganzen Welt spürbar

Der Krieg in der Ukraine hat Auswirkungen auf die Wirtschaft vieler Länder weltweit. Nicht nur Öl und Gas werden teurer, 14 Länder weltweit beziehen nahezu ausschließlich ihren Weizen aus der Ukraine, viele von ihnen auch große Teile ihrer Maisvorräte. Dort könnte es zu Versorgungsengpässen kommen.

Von Sandra Pfister | 02.03.2022
Seegüterumschlag im Hamburger Hafen
Hamburger Hafen: Der Krieg in der Ukraine trifft auch die deutsche Wirtschaft hart (picture alliance/dpa)
Die neuen Wirtschaftssanktionen des Westens wegen Russlands Krieg gegen die Ukraine zeigen Wirkung: Die russische Landeswährung Rubel fiel bereits auf ein Rekordtief. Die Reserven der russischen Notenbank sind weitgehend eingefroren. Außerdem sollen einige russische Banken vom internationalen Zahlungssystem SWIFT ausgeschlossen werden, was ihnen praktisch sämtliche Geschäfte mit dem westlichen Ausland unmöglich machen würde. 
Sorgen vieler Russen um ihr Erspartes haben Berichten zufolge bereits zu Schlangen vor Geldautomaten im Land geführt - auch die Sorge vor hohen Preisen für Lebensmittel und andere Güter des Alltags wachsen.
Doch der Krieg und die Sanktionen haben auch Auswirkungen auf Deutschland und andere Länder. Ein Überblick:
Welche ökonomischen Auswirkungen des Ukraine-Kriegs kommen in Deutschland an?

Werden auch Produkte aus anderen Teilen der Welt teurer?

Die Ukraine ist ein großer Getreidelieferant. Welche Auswirkungen hat der Krieg darauf?

Welche ökonomischen Auswirkungen des Ukraine-Kriegs kommen in Deutschland an?

Öl und Gas werden teurer. Der Ölpreis ist bereits deutlich gestiegen, obwohl Öl und Gasanlagen nicht sanktioniert wurden. Die Schockwellen erschüttern auch wieder die Lieferketten: Bei VW stehen in zwei Werken die Bänder still, da die Kabelbäume aus der Ukraine nicht mehr ankommen. Das liegt nicht nur daran, dass die Mitarbeiter in der Ukraine gerade ihr Land verteidigen, sondern es liegt auch daran, dass nicht mehr so viele Güterzüge durchkommen - auch keine Züge mehr aus dem Osten von China. Die kommen auch über die Ukraine. Auf dem Südstrang der sogenannten Eisernen Seidenstraße läuft es nicht mehr rund.
Schiffe und auch große Containerschiffe fahren Häfen in der Ukraine nicht mehr an. Hinzu kommt: Die großen Reedereien laufen Russland nicht mehr an – weder zum beladen noch zum entladen - außer für Lebensmittel und Medikamente. Die putinfreie Strecke, so nennen Reeder das offenbar, führt nicht mehr über die Häfen an der Nordsee – und das trifft die Häfen hart, wie zum Beispiel in Hamburg. Es macht zum einen große Teile ihres Geschäfts kaputt, zum anderen trifft es aber auch die Konsumenten direkt. Wenn die großen Schiffe Umwege fahren müssen - so wie die Flugzeuge auch Umwege fliegen müssen wegen der Sanktionen - dann wird das, was beim Konsumenten ankommt, dadurch teurer.

Werden auch Produkte aus anderen Teilen der Welt teurer – nicht nur die aus der Ukraine oder Russland?

Ja, weil es auch um den Transport geht. Es kommt aber noch etwas Anderes dazu: Sehr viele Lkw-Fahrer kommen aus der Ukraine. Sie arbeiten bei Subunternehmen in Polen und Litauen. Viele von ihnen sind jetzt in der Ukraine.

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Die Ukraine ist ein großer Getreidelieferant. Welche Auswirkungen hat der Krieg darauf?

Die Ukraine ist die Kornkammer Europas. Die alte Ernte ist eingefahren. Aber die neue Ernte ist noch nicht ausgebracht. Normalerweise würden die Bauern Anfang März die Ausfahrt vorbereiten. Doch ob sie derzeit dafür die nötige Zeit, Diesel oder Düngemittel haben, kann man nicht sagen. Diesel zum Beispiel wurde für Armeefahrzeuge eingezogen oder die Tanklager sind in die Luft gegangen.
14 Länder weltweit beziehen nahezu ausschließlich Weizen aus der Ukraine, viele von ihnen auch große Teile ihrer Maisvorräte. Das wird auch preisliche Auswirkungen auf alles haben, wo Weizen drinsteckt. Einige Länder, wie der Libanon oder der Jemen, wird es noch stärker treffen, da sie bereits Versorgungsprobleme haben. Hinzu kommt, dass Russland Ammoniaknitrat liefert, das man zur Herstellung von Düngemittel benötigt. Dünger ist daher weltweit gerade Mangelware. Wenn weniger Getreide vorhanden ist, wird der Hunger weltweit größer werden.