Nach anfänglichem Zögern ging es dann doch auf einmal ganz schnell. Das Internationale Olympische Komitee empfiehlt seinen Mitgliedsverbänden russische und belarussische Athletinnen und Athleten von Wettkämpfen auszuschließen. Ebenso die Funktionäre. Außerdem gilt die dringende Empfehlung in den beiden Ländern keine Veranstaltungen zu organisieren und abzuhalten.
Und bemerkenswert auch: Wladimir Putin sowie zwei weiteren Mitgliedern der Staatsführung wird der olympische Orden aberkannt. Damit wird eine vormals enge Beziehung abrupt beendet.
Eine richtige Entscheidung, die aber viel zu spät kommt, sagt die grüne Europaabgeordnete Viola von Cramon. Es sei gut, "dass die Sportverbände handeln und dass sie sich auch einig sind in der Verurteilung. Das ist ein wichtiges Zeichen auch in die russische Öffentlichkeit hinein."
Isolierung des russischen Sports sei wichtig
Die spüren müsse, was ihr Staatschef anrichte und entsprechend Druck auf Putin ausüben müsse, den Krieg zu beenden. Daher sei die vollständige Isolierung des russischen Sports wichtig. Zugleich tue es ihr extrem leid für die vielen Sportlerinnen und Sportler, die sich selber nichts haben zu Schulden kommen lassen.
„Heute ist es die Ukraine. Morgen könnte es schon ganz Europa sein“
Der ukrainische Fechter Maksym Haravskyi hat sich mit seinem Team beim Weltcup in Kairo geweigert, gegen Russland anzutreten. „Vielleicht wäre es vernünftiger, die Wettkämpfe jetzt abzusagen“, sagte Haravskyi im Dlf. „Damit alle Länder einmal darüber nachdenken können, was gerade passiert.“
Der ukrainische Fechter Maksym Haravskyi hat sich mit seinem Team beim Weltcup in Kairo geweigert, gegen Russland anzutreten. „Vielleicht wäre es vernünftiger, die Wettkämpfe jetzt abzusagen“, sagte Haravskyi im Dlf. „Damit alle Länder einmal darüber nachdenken können, was gerade passiert.“
Und: eigentlich komme das alles viel zu spät. "Viel zu lange waren internationale Sportverbände zu tolerant mit den russischen Verbänden und offensichtlich auch mit dem Betrug, der in Russland stattgefunden hat und sie haben es geschafft mit sehr viel Geld, mit sehr viel Korruption, mit Einfluss in den Sportverbänden immer wieder sich in Szene zu setzen und das natürlich auch innenpolitisch genutzt."
Das IOC begründet seine 180-Grad-Kehrtwende damit, dass Russland den olympischen Frieden gebrochen habe. Der dauert noch bis nach den Paralympischen Spielen.
IOC macht eine Ausnahme
Allerdings: eine Ausnahme machte das IOC – da, wo es wegen der Kurzfristigkeit nicht mehr möglich sei, russische oder belarussische Sportlerinnen und Sportler auszuschließen, sollten diese als neutrale Teams auftreten dürfen. Das dürfte vor allem auf die am Freitag beginnenden Paralympics abzielen.
Genau das will der Präsident des deutschen Behindertensportverbands, Friedhelm Julius Beucher, nicht. Er hatte am Morgen, noch bevor die Entscheidung des IOC bekanntgegeben wurde, den Präsidenten der Internationalen Paralympischen Komitees, Andrew Parsons, aufgefordert, Russland und Belarus auszuschließen, weil sie die Resolution zur Einhaltung des olympischen Friedens komplett ignorierten: „Wenn wir im internationalen Sport Resolutionen beschließen und diese einfach gebrochen werden können und das folgenlos bleibt, dann braucht man keine Resolutionen beschließen.“
Auch DOSB fordert Ausschluss
Kurz zuvor hatte sich auch der Deutsche Olympische Sportbund DOSB für einen solchen Schritt ausgesprochen. Und auch internationale Sportfachverbände haben inzwischen reagiert und kündigten an, Russland Veranstaltungen zu entziehen oder Wettbewerbe mit russischen Sportlerinnen und Sportlern abzusagen oder Fahnen und Nationalhymne zu verbieten. Darunter Schach, Fechten, Schwimmen, Eishockey, Turnen, Tischtennis, Basketball, Ski oder Biathlon.
"Wir verurteilen Krieg und verurteilen Gewalt“
Der DOSB-Vorstandsvorsitzende Torsten Burmester hat sich im Dlf abwartend zu den Forderungen nach dem Ausschluss Russlands aus dem Weltsport geäußert. Man müsse erst die geplanten Friedensverhandlungen abwarten, sagte er. Der deutsche Sport sei aber jederzeit bereit, ukrainischen Sportlern zu helfen.
Der DOSB-Vorstandsvorsitzende Torsten Burmester hat sich im Dlf abwartend zu den Forderungen nach dem Ausschluss Russlands aus dem Weltsport geäußert. Man müsse erst die geplanten Friedensverhandlungen abwarten, sagte er. Der deutsche Sport sei aber jederzeit bereit, ukrainischen Sportlern zu helfen.
Die Europäische Handballföderation und der Weltreiterverband wollen Russland auf allen Ebenen bis auf weiteres ausschließen. Und, was Putin und die russische Bevölkerung besonders hart treffen dürfte – der Weltfußballverband FIFA und der europäische Verband UEFA haben russische Mannschaften vorerst von ihren Wettbewerben ausgeschlossen.
Die beiden Bewerber für die DFB-Präsidentschaft, Peter Peters und Bernd Neuendorf sehen dies als richtigen Schritt an. „Solange Krieg geführt wird und auch dieser Krieg so geführt wird, dass es definitiv nicht geht, dass man miteinander Fußball spielt und damit meine ich jeden sportlichen Kontakt – im Amateurbereich bis hin zur Fußball-Weltmeisterschaft", sagte Peters. Neuendorf sagte: „Ich halte die Entscheidung für zwingend und alternativlos. Es ist auch nicht so, dass irgendjemand Russland isoliert, sondern Russland hat sich selber isoliert.“
Lewandowski einer der ersten Protestierenden
Polen, Schweden und Tschechien hatten sich bereits vor der FIFA-Entscheidung geweigert, gegen das russische Team um die WM-Teilnahme zu spielen. Der polnische Stürmer vom FC Bayern München, Robert Lewandowski war einer der ersten, der seinen Protest zum Ausdruck brachte.
Damit findet die WM im Winter in Katar ohne den Gastgeber der letzten Endrunde 2018 statt. Dies gilt auch für alle europäischen Klub-Wettbewerbe, was bedeutet, dass das Achtelfinale in der Europa League von RB Leipzig gegen Spartak Moskau ausfällt. Der Bundesligist steht damit bereits im Viertelfinale. Und: die UEFA trennt sich von Gazprom als Sponsor. Damit wird der russische Staatskonzern auch nicht als Hauptsponsor bei der EM in zwei Jahren in Deutschland auftreten.