Januar dieses Jahres: Russland unternimmt erste Schritte, seine Grenzen zu China zu schließen. Das flächengrößte Land der Welt versucht, sich vom bevölkerungsreichsten Land der Welt abzuschotten. Die Sorge vor einer Ausbreitung des Coronavirus, das Anfang des Jahres auch im russischen Staatsfernsehen noch breit "Chinesisches Virus" genannt wird, ist sehr groß.
Es gibt zwei Erkrankte, zwei Chinesen, die in östlichen Landesteilen Russlands leben. Sie werden in Quarantäne versetzt und die mehrere tausend Kilometer lange Landgrenze geschlossen. Außerdem wird der Luftverkehr zwischen den Ländern erst eingeschränkt und später eingestellt. Russland reagierte früher als die europäischen Staaten. Ein Affront Moskaus gegenüber Peking? Keineswegs, versichert Georgij Sinowjew, Direktor der Asien-Abteilung des russischen Außenministeriums.
"Die Stärke der russisch-chinesischen Freundschaft"
"Die von uns unternommenen, koordinierten Maßnahmen erlaubten, das Eindringen des Virus nach Russland aufzuschieben, gaben Zeit, sich besser vorzubereiten und den Höhepunkt der Krankheit zu glätten. Ohne Zweifel demonstriert dies wieder die Stärke der russisch-chinesischen Freundschaft."
Tatsächlich haben beide Staaten an den Grenzübergängen pragmatisch gehandelt. Chinesische Arbeiter konnten nach Hause zurückkehren, Warentransporte wurden abgefertigt. Zwischen den Hauptstädten bemühten sich die Präsidenten um Kooperation, telefonierten praktisch monatlich miteinander.
"In der schwersten Zeit haben wir einander helfend die Hände gereicht, haben uns gegenseitig humanitäre Güter und Spezialisten geschickt, haben uns auf die Ausreise von Bürgern und Kontrollen an der gemeinsamen Grenze geeinigt. Die Gesundheitsbehörden und Mediziner beider Länder unterhalten ständigen Kontakt, tauschen Erfahrungen und Ergebnisse ihrer wissenschaftlichen Untersuchungen aus."
Chinesische Soldaten auf dem Roten Platz
Die Parade zum Tag des Sieges, die in diesem Jahr wegen Corona am 24. Juni nachgeholt wurde: Auf dem Roten Platz in Moskau marschierte auch eine Ehrenformation von rund 100 chinesischen Soldaten mit.
"Die Führungen unserer Armeen unterhalten intensive Kontakte, sie halten gemeinsame Übungen ab" sagt Georgij Sinowjew aus dem Außenministerium. "In einer Reihe anderer prioritärer Fragen weiten wir unsere Zusammenarbeit dynamisch aus: im Kampf gegen Terrorismus, gegen die organisierte Kriminalität und illegale Migration."
Tatsächlich werden die militärischen Beziehungen enger. China hat im September 2018 am russischen Militärmanöver "Wostok", zu Deutsch Osten, mit mehr als 3.000 Soldaten teilgenommen. Die Zahl war damals Militärbeobachtern zufolge zu klein, um schon als Beleg für das Heranwachsen einer neuen Allianz gelten zu können. Aber für ein starkes Symbol reichte es. Im Dezember 2019 hielten russische, chinesische und iranische Kriegsschiffe ein gemeinsames Manöver im nördlichen Teil des Indischen Ozeans ab.
Interessante Waffengeschäfte
Zudem ist China Käufer russischer Waffentechnologie: In den vergangenen Jahren schlossen beide Seiten einen Vertrag über die Lieferung moderner Kampfjets. Vor zwei Jahren erhielt Peking außerdem die ersten Einheiten des Luftabwehrsystems S-400, das auch westliche Experten als ausgereift beschreiben.
Dennoch begibt sich Russland nicht rückhaltlos in die Arme der Volksrepublik. Deren Rivale Indien soll bald dasselbe Flugabwehrsystem erhalten. Neu-Delhi verhandelt nach einem Bericht der Zeitung Kommersant mit Moskau auch über die Lieferung von Kampfjets.
Die uneingeschränkte Rückendeckung Moskaus erhält China hingegen auf diplomatischer Ebene:
"Wir respektieren die Souveränität und territoriale Einheit der Volksrepublik China und halten alle Fragen hinsichtlich Hongkongs für eine innenpolitische Angelegenheit", unterstrich Maria Sacharowa, die Sprecherin des Außenministeriums.
Solidarität und politische Inspiration
Russland verurteilt regelmäßig US-Sanktionen gegen China und stimmt im UN-Sicherheitsrat meist mit Peking.
In Moskau wurde spekuliert, ob die Möglichkeit, lebenslang an der Macht zu bleiben, die sich der chinesische Präsident hatte einräumen lassen, auch Vorbild für Wladimir Putin war. Der darf nun nach der neuen Verfassung noch bis 2036 im Kreml weiter regieren; das hat eine an vielen Stellen manipulierte Abstimmung ergeben. Als das Ergebnis feststand, meldete sich Chinas Präsident Xi. Er sprach Putin seinen Glückwunsch aus.