Archiv

Russland und der G7-Gipfel
Dann eben gegen die westliche Welt

Die Ukraine-Krise ist Thema Nummer eins beim G7-Gipfel. Und die Rolle Moskaus, das nicht an dem Brüsseler Treffen teilnehmen darf. Russland selbst gibt sich demonstrativ gelassen - und verweist auf Alternativen zu der Runde der führenden westlichen Nationen.

Von Gesine Dornblüth | 05.06.2014
    Russlands Präsident Wladimir Putin.
    Russlands Präsident Wladimir Putin. (dpa/picture alliance/RIA Novosti/Sergey Guneev)
    Zwei junge Frauen in bunten Kleidern und mit Blumen im langen Haar heißen die Gäste willkommen. Bilder von quitschbunten Gebäuden mit Türmchen, ein tanzender Bär, Kinder. Das russische Staatsfernsehen berichtet in diesen Tagen von der Eröffnung eines Vergnügungsparks in Sotschi.
    Eigentlich sollte in der Schwarzmeerstadt genau jetzt der G8-Gipfel stattfinden, das Treffen der sieben wichtigsten Industrienationen plus Russland. Es sollte das erste Großereignis in Sotschi nach den Olympischen Spielen sein und die Nachnutzung einläuten. Die Annexion der Krim kam dazwischen. Die sieben westlichen Staaten schlossen Russland aus. Seitdem bemüht sich Moskau, das Thema zu vermeiden. Den Ton gab Außenminister Lawrow bereits im März vor. Er versuchte, die Rolle der G8 herunterzuspielen und verwies stattdessen auf die größere Runde der G20. Dort sind auch Staaten wie China, Brasilien und Indien vertreten, dort hatte Russland 2013 den Vorsitz, und dort ist Russland nicht Außenseiter, sondern kann versuchen, Mehrheiten zu schmieden. Lawrow im Frühjahr:
    "Alle Wirtschafts- und Finanzfragen werden ohnehin im Rahmen der G20 diskutiert. Der Sinn der G8 bestand nur noch darin, als Dialogforum zwischen den führenden westlichen Nationen und Russland zu dienen."
    Lawrows Stellvertreter, Sergej Rjabkow, wiederholte das nun zum Start des G7-Treffens von Brüssel und fügte hinzu, Russland habe im übrigen überhaupt nicht vor, in die Runde der G8 zurückzukehren. Kein Bedauern also über die Isolation.
    "Lassen Sie uns einfach in Ruhe"
    Und das spiegelt sich auch in der Bevölkerung. Im Zentrum Moskaus nutzt der Manager Nikolaj Kazerod die Mittagspause für einen kleinen Spaziergang im Park.
    "Ich sehe das wie jeder Russe: Es ist besser, nicht von anderen abhängig zu sein. Anstatt Technologien im Ausland einzukaufen, sollten wir sie selbst herstellen. Vielleicht wird das schwierig, aber in Russland sind wir an Schwierigkeiten gewöhnt. Immer schon haben andere versucht, Russland zu knechten, Russland zu erobern. Das wird nicht gelingen. Lassen Sie uns einfach in Ruhe, dann können wir Freunde und Partner sein."
    Im Zweifelsfall werde der Westen noch das Nachsehen haben, so der Manager. Etwas weiter wartet der Fremdenführer Rostislaw auf Kunden. Er studiert Sprachen und führt chinesische Touristen durch die Stadt.
    "Die Sanktionen sind natürlich schlecht und bergen Risiken. Aber möglicherweise hatte unsere Führung keine andere Wahl. Es gab keine Alternativen dazu, Soldaten auf die Krim zu schicken. Und deshalb passiert, was passiert. Nun werden wir uns eben China annähern und anderen Ländern, die gegen die westliche Welt sind."
    Bundeskanzlerin Angela Merkel hat Russland im Vorfeld des Gipfels erneut aufgefordert, im Ukraine-Konflikt zu deeskalieren. Die Chefs der G7 wollten, so Merkel, ein Signal aussenden, dass sie auch weiter geschlossen hinter der Ukraine stehen. Der stellvertretende Außenminister Russlands, Sergej Rjabkow, teilte schon mal mit, wenn die G7 auf dem Gipfel Forderungen gegen Russland erheben sollten, so werde das zu nichts führen.