Der russische Leichtathlet und Whistleblower Andrey Dmitriev berichtete der ARD-Dopingredaktion, dass der bereits wegen Dopings überführte Leichtathletik-Trainer Vladimir Kazarin weiterhin aktiv sei. Kazarin hatte bereits der Whistleblowerin Julia Stepanowa die Doping-Pillen vor versteckter Kamera verabreicht.
Dmitriev berichtete der ARD, er habe Kazarin als Trainer gemeinsam mit 800-Meter-Läuferinnen gesehen. Um dies zu belegen, filmte er im Anschluss heimlich mit einer Videokamera. Diese Bilder hätten belegt, dass Kazarin zweifelsfrei zu sehen gewesen sei, sagte ARD-Journalist Hajo Seppelt. Kazarin ist aber suspendiert und soll lebenslang gesperrt werden. Der Beweis, dass er trotzdem noch aktiv ist, "liegt jetzt offenkundig vor."
Whistleblower sei sich der Risiken bewusst
Seppelt berichtete, dass Dmitriev sich keine Freunde mit seiner Enthüllung mache. Darüber hätten die Journalisten auch mit ihm in Almaty gesprochen: Es sei um die Frage gegangen, ob er sich im Klaren ist, dass es Risiken gibt, so Seppelt: "Aber er kam auf uns zu und sagte, er wolle das unbedingt machen. Nur so könne die Heuchelei in der russischen Leichtathletik beseitigt werden."
Dmitriev schätzt, dass in der russischen Leichtathletik nicht alle dopen würden, sondern 70 bis 80 Prozent. Die wenigen sauberen Athleten würden aber nicht aufbegehren. Der Whistleblower wolle das Land nicht verlassen und biete dem Leichtathletik-Weltverband und der WADA seine Hilfe an.
Andrey Dmitriev war 2009 im russischen Junioren-Nationalkader, bevor er für fünf Jahre in die USA ging und dort studierte. Heute lebt er als Profisportler in Russland.
Das vollständige Gespräch können Sie mindestens sechs Monate als Audio-on-Demand anhören.