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Russland will Palmyra wiederaufbauen
Sorge ums Kulturgut oder Propaganda?

Nach der Vertreibung der radikalislamistischen IS-Miliz aus der antiken Stadt Palmyra geht es nun um den Wiederaufbau der dort zerstörten Kulturgüter. Dabei prescht Russland vor und verspricht schnelle Hilfe. Die UNESCO begrüßt die russischen Zusagen, aber nicht jeder ist so begeistert.

Von Markus Sambale |
    Der Tempel des Baal in der antiken Oasenstadt Palmyra in Syrien im November 2011, vor der Zerstörung durch die Terrormiliz Islamischer Staat 2015
    Der Tempel des Baal in der antiken Oasenstadt Palmyra in Syrien im November 2011, vor der Zerstörung durch die Terrormiliz Islamischer Staat 2015 (imago/Xinhua)
    Der Auftrag für die hundert russischen Spezialkräfte in Syrien ist gefährlich: Die Soldaten sollen das Gelände der teils zerstörten archäologischen Stätten von Palmyra erkunden, die dort deponierten Bomben entschärfen und Landminen räumen. Spürhunde, Metallsuchgeräte und Entschärfungsrobotor sollen dabei eingesetzt werden.
    Palmyra, die Oasen-Stadt mit den berühmten Kulturschätzen aus der Antike, war zehn Monate lang in den Händen von Terroristen des IS gewesen. Sie sprengten einen Teil der Anlagen, die zum UNESCO-Weltkulturerbe gehören. Wie groß die Schäden sind, weiß aber auch Russlands UNESCO-Vertreterin Eleonora Mitrofanowa noch nicht exakt: "Ich glaube, dass es gibt bislang keine genaue Übersicht gibt. Wir wissen nur etwas über die bekanntesten zerstörten Objekte: über den Baaltempel, den Tempel von Baal-Schamin, die Löwenstatue und den Triumphbogen. Ich glaube aber, dass die Zerstörungen noch weiter reichen."
    St. Petersburger Eremitage könnte helfen
    Am vergangenen Wochenende hatten syrische Truppen Palmyra zurückerobert, russische Kampfjets flogen Luftangriffe zur Unterstützung. Russland sieht sich nicht nur beim Kampf an der Seite der Regierungstruppen in einer zentralen Rolle, der Kreml will auch beim Wiederaufbau der Sehenswürdigkeiten vorn mit dabei sein.
    Die UNESCO, die Kulturorganisation der Vereinten Nationen, lobt das russische Engagement: Jede Hilfe sei willkommen, man müsse aber die nächsten Schritte gut koordinieren. Unter anderem könnte sich wohl die St. Petersburger Eremitage verdient machen. Das Museum soll im Besitz von einzigartigen Aufnahmen sein, die die Welterbe-Stätten Anfang des vergangenen Jahrhunderts zeigen. Der Chef der Eremitage, Michail Piotrowskij, versprach seine Unterstützung: "Die Eremitage wird oft im Zusammenhang mit Palmyra erwähnt. Als man anfing, über den Wiederaufbau zu reden, wurden wir als Erste gefragt. Natürlich kennen wir uns mit solchen Themen aus, wir haben Erfahrung. Natürlich werden wir an dem internationalen Projekt zum Wiederaufbau von Palmyra teilnehmen."
    Wiederaufbau könnte mehrere Hundert Millionen Euro kosten
    Doch Russlands Einsatz für die syrischen Kulturschätze löst nicht nur Begeisterung aus. Der kremlkritische Politologe Dmitrij Oreschkin vermutet eine teure Propaganda-Aktion des Kremls und fragt: "Warum investiert man das Geld nicht in Russland? Für den Wiederaufbau von russischem Kulturerbe zum Beispiel. Aber es spielt keine Rolle, dass unsere Straßen schlecht sind, dass unser Gesundheitswesen marode ist, dass unser Bildungswesen verkommt. Wichtig ist, dass wir Palmyra befreit haben und es jetzt wiederaufbauen."
    Wie viel Geld die russische Führung dafür ausgeben will, ist bislang nicht bekannt. Man werde die Kosten der eigenen Analyse- und Restaurierungs-Arbeiten selbst tragen, hieß es nur. Russische Experten schätzen, der Wiederaufbau von Palmyra werde wohl insgesamt mehrere Hundert Millionen Euro kosten. Sie fordern, alle Mitgliedsstaaten der UNESCO sollten sich daran beteiligen.