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Russlands neue Raumfahrtprojekte
Federazija auf der Angara

Nach dem Zerfall der Sowjetunion hat die russische Regierung schon 1992 beschlossen, eine neue Rakete zu entwickeln – und einen neuen Weltraumbahnhof zu bauen. Beide Projekte sollen die nationale Unabhängigkeit gewährleisten.

Von Dirk Lorenzen |
    Anfang Mai ist ein Soyuz-Raumschiff abgestürzt
    Noch fliegen Menschen mit den russischen Sojus-Raumschiffen in den Weltraum (Roskosmos) (NASA)
    Denn der russische Weltraumbahnhof Baikonur liegt seit geraumer Zeit im Ausland, in Kasachstan. Und für die russischen Raketen werden wichtige Teile von einigen Unternehmen aus der Ukraine bezogen. Am neuen Weltraumbahnhof Wostotschny im fernen Osten Russlands gab es bereits den ersten Raketenstart. Aber das war noch eine Sojus und nicht die neue Angara-Rakete, die die Russen seit vielen Jahren entwickeln.
    Die Firmen tun sich schwer, was kaum verwundern kann. Denn es ist die erste Raketenentwicklung seit dem Tode des genialen Konstrukteurs Sergej Koroljow vor mehr als fünfzig Jahren. Von der Angara, benannt nach dem Fluss, der aus dem Baikalsee heraus fließt, ist bisher nur die erste Stufe fertig. Die komplette Rakete soll künftig das neue russische Raumschiff ins All bringen. Der Nachfolger der dreisitzigen Sojus-Kapsel wird vier Menschen Platz bieten. Für die Benennung hatte die russische Raumfahrtagentur zu Vorschlägen aufgerufen.
    Auf der Baustelle des Kosmodroms Wostotschny wird eine riesige Raketenabschussrampe gebaut.
    Vom neuen Kosmodrom Wostotschny aus sollen künftig auch Angara-Raketen starten (Roskosmos) (Sergey Mamontov)
    Von den fast 6.000 Einsendungen kamen schließlich Gagarin, Vektor und Federazija in die letzte Runde. Die meisten Beobachter hatten mit Gagarin als neuem Raumschiffnamen gerechnet, doch es wurde Federazija, die Föderation. Noch startet eine Sojus-Kapsel mit einer Sojus-Rakete von Baikonur aus ins All. In etwa zehn Jahren hebt dann wohl eine Federazija auf der Angara von Wostotschny aus ab.