Vielerorts im Rheinland und im Ruhrgebiet kreischen derzeit die Kettensägen. Bergahorne müssen dran glauben, weil sie schwer erkrankt sind. Erkrankt an einer sehr ansteckenden Pilzerkrankung, der aus Nordamerika eingeschleppten Rußrindenkrankheit. Allein in Bonn sind in den vergangenen Monaten schon fast 600 Ahorne gefällt worden, sagt Dieter Fuchs vom Amt für Stadtgrün:
"Wir können nichts tun. Also, um die Ausbreitung zu verhindern, kann man letztendlich nur wirklich die betroffenen Bäume fällen, und dann auf vielleicht einen feuchten und nicht so heißen Sommer hoffen."
Hitzesommer hat die Bäume geschwächt
Der Krankheitserreger schlummerte wahrscheinlich schon länger unbemerkt im Inneren der Bäume. Der Hitzesommer 2018 hat die Ahorne dann so geschwächt, dass sie den Erregern nichts mehr entgegensetzen konnten, und plötzlich ist die Rußrindenkrankheit auf breiter Front ausgebrochen. Betroffen sind vor allem die Wälder in den Ballungsgebieten, in denen es noch etwas heißer und trockener war als auf dem Land. Der Baumsachverständige Jürgen Kutscheidt aus Krefeld:
"Mir sind eigentlich fast keine Bestände bekannt, wo ich dann bei genauerem Hinsehen keinen Rußrindenpilz finden kann. Und erschreckend ist: Wenn man eine Kontrolle durchgeführt hat, dann kommt man teilweise vier Wochen später wieder, und dann sind Bäume, die vorher noch recht vital ausgesehen haben und noch keine Anzeichen auch von aufplatzender Rinde oder so was gezeigt haben, die sind dann befallen. Und das geht sehr schnell."
Pilzsporen verbreiten sich wortwörtlich in Windeseile
Auch in Köln sterben die Bergahorne. Dabei haben die Stadtgärtner noch alle Hände voll mit anderen Baumkrankheiten zu tun, unter anderem mit dem Eschentriebsterben, einer aus Japan eingeschleppten Pilzerkrankung. 200 Eschen mussten in jüngster Zeit in Köln gefällt werden, und es werden nicht die letzten gewesen sein, erklärt Johannes Stuffrein von der Stadt Köln.
"Das Problem bei diesem Erreger ist: Es gibt keine Möglichkeiten der Eindämmung. Er ist hoch mobil, die Pilzsporen sind sehr leicht. Die werden weit über den Wind übertragen. Eine Möglichkeit im urbanen Bereich wäre es zum Beispiel, das Laub einzusammeln, weil da der Pilzerreger beziehungsweise die Sporen sich über den Winter entwickeln und dann im Frühjahr abgegeben werden."
Die nächste Krankheit schon fast da
Und die nächste Baumseuche steht gewissermaßen vor der Tür: Der Platanenkrebs, eingeschleppt aus Nordamerika, breitet sich in Frankreich rasch aus und ist der Grenze nicht mehr fern. Jürgen Kutscheidt:
"In Deutschland ist noch kein einziger Fall bekannt geworden. Ich gehe aber davon aus, da die Verbreitung ja auch fortschreitend ist, dass er da irgendwann über die Grenze rüber schwappt. Und der wird also schon kommen."
Importverbot für lebende Bäume eine Lösung?
Mit Hygiene ließe sich schon viel gegen den Vormarsch der Baumkrankheiten erreichen. Nach der Arbeit an kranken Bäumen muss das Werkzeug desinfiziert werden, betont Kutscheidt.
"Das geht zum einen über Hitze. Also Bunsenbrenner beispielsweise, den man dann dabei hat, das geht ganz schnell. Und es gibt aber auch zugelassene Desinfektionsmittel, in die man dann die Sägen oder anderen Schnittwerkzeuge eintauchen kann. Das sollte man schon machen. Vor allen Dingen nicht mit Schnittwerkzeugen, die man an den erkrankten Bäumen benutzt hat, dann an gesunde Bäume herangehen."
Um aber das Einschleppen immer neuer Baumkrankheiten zu verhindern, müssten die Importbestimmungen radikal geändert werden: Die Einfuhr von lebenden Bäumen aus anderen Erdteilen müsste komplett verboten werden. Nur die Einfuhr von deren Samen dürfte noch erlaubt bleiben. Damit würde die Übertragung von Krankheiten unwahrscheinlich.