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Ryanair
Mehr Flüge wegen Streiks gestrichen

Etwa 250 Flugausfälle, rund 40.000 betroffene Passagiere, das ist die europaweite Bilanz des erneuten Streiks der Ryanair-Beschäftigten. In Deutschland hat die Pilotengewerkschaft Cockpit den Streik unterstützt und sich zu den Gründen für den neuerlichen Ausstand geäußert.

Von Mischa Ehrhardt |
    Eine Maschine der irischen Fluggesellschaft Ryanair rollt in Frankfurt am Main am Flughafen-Terminal vorbei.
    Viele Flieger blieben am Boden (dpa-Bildfunk / Andreas Arnold)
    Ein Kern des Problems, gegen das die Arbeitnehmervertreter bei Ryanair angehen wollen ist der Druck, den Ryanair auf seine Mitarbeiter ausübt.
    "Die Angestellten fühlen sich sehr stark unter Druck gesetzt. Es ist auch so gewesen, dass bei den letzten Streiks Vorgesetzte aufgefordert wurden, streikende zu fotografieren, damit Ryanair sich ein Bild machen kann, über diejenigen, die anscheinend als renitent gelten und ihr Grundrecht wahrnehmen. Das ist ein ungeheuerlicher Skandal, wie das Unternehmen hier auch mit den Existenzängsten der Beschäftigten spielt."
    Sagt der Tarifexperte der Pilotenvereinigung Cockpit, Ingolf Schuhmacher.
    Viele Flieger blieben am Boden
    An dem Streik haben sich Gewerkschaften aus sechs Ländern Europas beteiligt, mindestens 250 Flüge sollen deswegen annulliert worden sein. Für Deutschland gehen die Zahlen zwischen den Angaben der Fluglinie und denen eines Flugportals weit auseinander. Gibt Ryanair an, dass weniger als 100 Flüge betroffen waren, hat das Portal Airliners.de knapp 140 Flüge aufgezählt. Eine Prüfung der Flüge vom Flughafen Frankfurt bestätigt die Angaben des Portals, damit dürften rund 40 Prozent aller Ryanair-Flüge hierzulande ausgefallen sein. Das meint auch Ingolf Schuhmacher:
    "Wir haben beim letzten Streit gesehen, alle VC Mitglieder haben sich am Streik beteiligt. Das heißt also, hier ist ganz klar, dass die Piloten geschlossen dastehen, es ist völlig falsch, wie das Unternehmen es darstellt, als seien hier die Piloten gar nicht so überzeugt. Selbstverständlich ist das Kabinenpersonal und auch das Piloten Chor sehr fest entschlossen in diesen Arbeitskämpfen."
    Auch die Gewerkschaft Verdi beteiligt sich
    Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi hatte sich dem Streik der Piloten angeschlossen – so sind auch Teile des Kabinenpersonals streikend am Boden geblieben. Eine junge Frau, die auf dem Weg nach Portugal in Frankfurt gestrandet ist, war eine der europaweit geschätzten rund 40.000 betroffenen Fluggästen. Würde sie Ryanair nochmal buchen?
    "Ich überlege jedes Mal, wenn ich Ryanair buche, ob ich wirklich Ryanair buchen soll oder nicht. Und wenn es geht, versuche ich das eigentlich schon zu vermeiden. Ich denke, Ryanair ist ein Unternehmen, da muss man wirklich hinschauen, ob man bucht oder nicht."
    Die Konkurrenz freut sich
    Jedenfalls scheinen auch andere so oder ähnlich zu denken. Denn der Ryanair-Konkurrent Easyjet gibt an, unter anderem von den Streiks bei Ryanair zu profitieren. Die britische Airline erwartet für das übermorgen bereits endende Geschäftsjahr einen Gewinnsprung von 40 Prozent. Easyjet gibt an, dass Passagiere auf den weniger streikanfälligen Konkurrenten umgestiegen sind. Droht nun das Aus für das Geschäftsmodel des irischen Billigfliegers Ryanair? Nein, meint Cockpit-Tarifexperte Schuhmacher:
    "Das Konzept von Ryanair, so wie es im Moment läuft, nämlich dass das Personal massiv unter Druck gesetzt wird das muss am Ende sein. Ich glaube low-cost wird weiter Zukunft haben. Wir wollen ja nicht Ryanair besiegen, wir wollen nur, dass Ryanair aufhört, die Beschäftigten zu besiegen."
    Und um das zu erreichen, sind die Gewerkschaften bereit, noch weitere Streiks durchzuführen, haben sie heute angekündigt.