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Saarland
Wie die Zeitungen die Wahl kommentieren

In den Zeitungskommentaren ist das Wahlergebnis im Saarland das große Thema. Viele Kommentatoren schauen vor allem darauf, inwiefern die Nominierung Martin Schulz' zum SPD-Kanzlerkandidaten an der Saar ein Rolle gespielt hat. Unser Blick in die Presse.

    SPD-Chef Martin Schulz äußert sich in Berlin zur Landtagswahl im Saarland.
    SPD-Chef Martin Schulz äußert sich in Berlin zur Landtagswahl im Saarland. (picture alliance / dpa (Kay Nietfeld))
    Die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" schreibt: "Noch vor wenigen Wochen deutete nichts darauf hin, dass die erste Landtagswahl des Jahres 2017 zu einem veritablen Aufgalopp für die folgenden Wahlgänge in Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen bis hin zu der im September anstehenden Bundestagswahl werden könnte. Doch nach der Inthronisation des Halb-Saarländers Martin Schulz als 100-Prozent-Kanzlerkandidat war auch in dem oft als provinziell geschmähten Saarland nichts mehr so, wie es lange Zeit schien. Die im Schulz-Rausch vollkommen enthemmte SPD hatte die Saarland-Wahl nicht nur zu einem Plebiszit über die Ambitionen ihres neuen Vorsitzenden auf die Kanzlerschaft gemacht. Zugleich sollten die Saarländer über die Machtoption der SPD befinden, zusammen mit der Linkspartei die Union aus der Regierung zu drängen. Was für ein Fehler!"
    Die "Stuttgarter Zeitung" meint: "Die Sozialdemokraten sind in der Wählergunst zurück auf dem Niveau, das sie bei der letzten Landtagswahl an der Saar vor fünf Jahren erreichten. Das ist weit mehr, als sie vor einigen Wochen erwartet haben. Aber es ist deutlich weniger, als sie zuletzt erhofft haben."
    Die "Badische Zeitung" aus Freiburg erinnert: "Stimmungen sind nicht unbedingt Stimmen. Die Aussicht auf Rot-Rot hat nicht einmal in dem traditionell eher linksorientierten Saarland gezogen. Dafür gelang es der CDU, Nichtwähler zu aktivieren und in den Revieren von Grünen und FDP zu wildern. Für die Union Angela Merkels bedeutet dieser Wahlausgang eine Ermutigung."
    "Die Welt" sieht es so: "Die SPD ist schwächer, als die 100-prozentige Begeisterung zuletzt Genossen glauben ließ. Für die bundespolitisch wichtigen Wahlen in Schleswig-Holstein und NRW ist das Rennen offener, als es Sozialdemokraten lieb sein kann. Jetzt wird sich zeigen, was Martin Schulz noch zu bieten hat."
    In der "Landeszeitung" aus Lüneburg heißt es: "Gleich bei der ersten Feuerprobe zündete der Schulz-Effekt nicht. Statt roter Jubelorgien im Willy-Brandt-Haus sah man nachdenkliche SPD-Politiker. Die CDU feiert sich als großen Sieger an der Saar. Fast sechs Prozentpunkte mehr als bei der Wahl 2012 sprechen aber weniger gegen Schulz, sondern vor allem für die Amtsinhaberin Annegret Kramp-Karrenbauer."
    Der "Kölner Stadt-Anzeiger" schaut nach vorn: "Die Sozialdemokraten müssen sich nun fragen, was die Saarland-Wahl für den Schulz-Hype bedeutet. Die Zweifel, ob allein die Schulz-Welle die SPD im Herbst ins Kanzleramt spülen kann, werden nun wachsen. Zumal auch die Klippen der Landtagswahlen in Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen noch überstanden werden müssen."
    Ähnlich sieht es die "Volksstimme" aus Magdeburg: "Zwar hat die SPD wieder deutlich zulegen können. Doch der Wahlabend zeigt, dass der 'Schulz-Effekt' seine Grenzen hat. Vielmehr offenbart das Ergebnis, dass ein rot-rotes Bündnis im Westen weiterhin ein Schreckgespenst ist".
    Die "Rhein-Neckar-Zeitung" aus Heidelberg bilanziert: "Die Versuchung ist groß aus dem Wahlergebnis einen Bundestrend abzuleiten. Gerade für die CDU. Glanzvoll der Sieg von Annegret Kramp-Karrenbauer. Gestoppt: der Schulzzug, gebremst: die AfD, gescheitert: Rot-Rot. Darauf ließe sich aus Sicht der Union aufbauen. Ja, wenn das Saarland nicht das Saarland wäre - sondern zum Beispiel Nordrhein-Westfalen, wo sich im Mai wirklich entscheiden könnte, ob die Tage Angela Merkels als Kanzlerin gezählt sind."
    Der "Münchner Merkur" findet dagegen: "Für Bundeskanzlerin Angela Merkel hätte der Auftakt ins Superwahljahr nicht besser laufen können: Umfragekönig Schulz ist an der Saar als Scheinriese entlarvt worden."
    "Die klare Wahlsiegerin Annegret Kramp-Karrenbauer wird in der CDU bereits die 'kleine Merkel' genannt", ist in der "Mittelbayerischen Zeitung" aus Regensburg zu lesen. "Mit ihrem unerwartet klaren Wahlsieg verhindert die Saarländerin, dass sich Merkel innerhalb der Union der quälenden Debatte stellen muss, sie habe nicht resolut genug auf den Neu-Herausforderer Martin Schulz reagiert.
    "Der neue Tag" aus Weiden freut sich über die hohe Wahlbeteiligung von 70 Prozent und kommentiert: "Die großen Volksparteien haben nicht zwangsläufig abgewirtschaftet. Auch Populisten wie die AfD haben den Erfolg nicht gepachtet. Seriosität und Unaufgeregtheit haben durchaus noch eine Chance."
    Ähnlich sieht das auch die "Neue Osnabrücker Zeitung": "Dass gerade mit der langweiligen politischen Botschaft des 'Weiter so' eine derartige Mobilisierung zu erreichen ist, dürfte vor allem Bundeskanzlerin Angela Merkel aufhorchen lassen: Es braucht nicht zwangsläufig einen Hype, um eine Wahl zu gewinnen. Solide Politik tut's auch."