Archiv

Saatgut
Bayer übernimmt Monsanto

Der Deal ist perfekt: Nach monatelangen Verhandlungen haben der Pharma- und Chemiekonzern Bayer und der US-amerikanische Saatgut-Hersteller Monsanto eine Fusionsvereinbarung unterzeichnet. Es ist die größte Übernahme, die ein deutsches Unternehmen je gewagt hat. Bayer zahlt 66 Milliarden Dollar. Monsanto steht in Europa wegen seiner gentechnisch veränderten Produkte in der Kritik.

Von Vivien Leue |
    Die Logos von Bayer und Monsanto nebeneinander
    Der Übernahme durch Bayer müssen noch die Monsanto-Aktionäre grünes Licht geben - und die zuständigen Kartellbehörden. (picture alliance / Patrik Stollarz, John Thys)
    Der Deal ist der bisher größte Zukauf eines deutschen Unternehmens im Ausland – und er macht Bayer auf einen Schlag zum weltweit führenden Anbieter von Saatgut und Pflanzenschutzmitteln. Bayer-Chef Werner Baumann sagte dazu am Nachmittag bei einer Telefon-Pressekonferenz:
    "This combination is going to create a global leader in agriculture and it is going to realize a shared vision of an enhanced agricultural offering that is ultimately going to deliver earlier access to better solutions for growers."
    Neue Ära in der Landwirtschaft
    Dass der Zusammenschluss von Bayer und Monsanto für Landwirte und die Agrarindustrie insgesamt vor allem Vorteile bringen soll, erklärte auch Monsanto-Chef Hugh Grant. Es beginne gerade eine neue Ära, in der Landwirte neue Antworten darauf bräuchten, wie die Versorgung der wachsenden Weltbevölkerung sichergestellt werden kann:
    "We are now entering a new era in agriculture. One in which growers are calling for new solutions and technologies to meet the challenges of the future. Bayer shares in our vision of sustainable agriculture and improving the life of growers and people around the world."
    Unbestritten wird der Markt für Saatgut und Pflanzenschutzmitteln in den nächsten Jahren weiter wachsen: Laut Bayer müssen bis 2050 drei Milliarden Menschen mehr ernährt werden, die weltweite Ackerfläche wird dagegen proportional sinken.
    "The combination with Monsanto represents the kind of revolutionary approach to agriculture that will be necessary to sustainably feed the world as we enable growth with a broad set of agricultural solutions."
    Monsanto ist Nummer 1 der Saatgut-Herstellung
    Mit Monsanto übernimmt Bayer die weltweite Nummer eins bei der Herstellung von Saatgut, im Bereich Pflanzenschutzmittel ist der Leverkusener Konzern selbst schon Nummer zwei - nach der Schweizer Syngenta.
    In der gesamten Agrarchemie-Branche ist zurzeit viel in Bewegung: Der chinesische Staatskonzern ChemChina will Syngenta für 43 Milliarden Dollar übernehmen und bereits Ende 2015 wurde in den USA der Zusammenschluss von Dow Chemical und Dupont zu einem neuen Branchenriesen auf den Weg gebracht.
    Monatelang hat Bayer um Monsanto geworben. Zuerst mit einem Angebot von 122 Dollar je Aktie; letztlich hat der Verwaltungsrat von Monsanto der Fusion dann für 128 Dollar je Aktie zugestimmt. Jetzt müssen noch die Monsanto-Aktionäre grünes Licht geben - und die zuständigen Kartellbehörden. Sollte der Deal doch noch an den Kartellbehörden scheitern, wird Bayer Monsanto zwei Milliarden Dollar zahlen.
    Kritik von Bayer-Aktionären
    Langfristig erhofft sich der Leverkusener Konzern Einsparungen von jährlich 1,5 Milliarden Dollar, wie Bayer-Chef Baumann erklärte:
    "We have identified significant potentials for sales and cost synergies. We expect earnings contributions from annual net savings of approximately 1,5 billion dollars after year three plus additional synergies from integrated solutions thereafter."
    Bayer will das Geschäft mit einer Mischung aus Eigen- und Fremdkapital finanzieren, unter anderem ist eine Kapitalerhöhung geplant. Die neuen Übernahmepläne Baumanns sind bei den Bayer-Aktionären umstritten: Sie hatten den Zukauf als zu teuer kritisiert. Es gibt Bedenken, dass durch die Fusion mit Monsanto das Pharmageschäft zu kurz kommen könnte.
    In Richtung der Bayer-Beschäftigten gab Baumann heute zumindest ein erstes Entspannungs-Signal: Einer der Standorte des neuen fusionierten Saatgut- und Pflanzenschutz-Riesen soll Monheim im Rheinland sein, dort sitzt die Agrarchemie-Sparte von Bayer.