Das Leibniz-Institut für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung, kurz IPK, steht wie kaum eine andere wissenschaftliche Institution für Artenvielfalt und Biodiversität. Die Genbank mit über 150.000 Mustern aus mehr als 3.000 Arten ist eine der weltweit größten dieser Art. Es ist Aufgabe der Wissenschaftler zu verhindern, dass Kulturpflanzen und mit ihnen verwandte Wildarten aussterben. Damit das Saatgut so lange wie möglich keimfähig bleibt, lagern die meisten Proben in Kühlräumen bei minus 18 Grad. Mindestens alle dreißig Jahre muss jede einzelne Probe ausgesät werden, um daraus wieder neues Saatgut für den Kühlraum zu gewinnen. In der Genbank lagert ein einzigartiger Schatz, erklärt der Leiter Andreas Graner. Ein Teil der Getreide- und Gemüsearten, der Leguminosen und der Heil- und Gewürzpflanzen stammt von Forschungsreisen in die entlegensten Regionen der Erde.
"Die zweite Quelle sind andere Genbanken, mit denen man Material austauscht um Sammlungslücken zu schließen und die dritte Quelle sind Nutzpflanzensorten, die aus dem aktuellen Anbau herausgenommen werden und diese auslaufenden Sorten bewahren wir auch in unserer Genbank weiter auf."
Die Genbank in Gatersleben soll die größtmögliche Vielfalt der wichtigsten Nutzpflanzen angefangen bei Weizen, Gerste, Roggen über Tomaten bis hin zu Kartoffeln bewahren. Die Wissenschaftler am IPK kümmern sich außerdem um den Erhalt sogenannter alter Arten.
"Historische Arten wie zum Beispiel den Einkorn und den Emmer, also zwei Weizenformen die heute nur noch rudimentär angebaut werden oder auch Zichorien."
Vor allem Forschungseinrichtungen, Pflanzenzüchter, Botanische Gärten, Schulen und Privatpersonen nutzen das Angebot der Genbank, erklärt Andreas Graner von der Genbank in Gatersleben.
Unabhängig von kommerziellen Interessen
Von Selbstbefruchtern geben wir in der Regel 30 Körner ab und von Fremdbefruchtern, die genetisch gesehen Populationen darstellen, geben wir 100 Körner ab und wenn wir Material abgeben bedeutet das natürlich auch, dass wir irgendwann weniger oder nichts mehr haben und bevor das passiert, muss irgendwann wieder eine Vermehrung eingeschaltet werden."
Auch das ist Aufgabe der Wissenschaftler am IPK. Das mit öffentlichen Geldern geförderte Leibniz-Institut bietet anders als kommerzielle Pflanzenzüchter eine breite Vielfalt an Saatgut. Viel mehr öffentliche Gelder wären notwendig, um die Biodiversität auch nur annähernd zu erhalten, meint Benedikt Haerlin von der Zukunftsstiftung Landwirtschaft. Eine Stiftung im Sinne des ökologischen Landbaus, die sich für Saatgut ohne Gentechnik und Patente einsetzt.
"Es würde uns freuen, wenn Gatersleben noch mehr auch mit Saatguterhaltern, teilweise sind das Kommerzielle, teilweise sind das Bauern, teilweise sind das Gärtnerinnen, die das einfach sich angelegen sein lassen, eine bestimmte Sorte zu erhalten, zusammen arbeiten würden."
Der Erhalt von Saatgut unabhängig von kommerziellen Interessen sei gerade in Zeiten des Klimawandels von unschätzbarem Wert. Benedikt Haerlin beobachtet ein allmähliches Umdenken in der Politik.
"Der nächste Schritt zu sagen, ja, wir müssen uns neue Systeme ausdenken, wie wir wieder gemeinsam und öffentlich und nicht nur kommerziell, neues Saatgut entwickeln, der steht noch aus. Aber ich bin ganz guten Mutes, dass uns das im Laufe der nächsten 10 Jahre auch gelingen wird."
Der Saatgutfonds der Zukunftsstiftung Landwirtschaft leistet einen Beitrag zum Erhalt der Biodiversität. Mit inzwischen einer Million Euro an Spendengeldern fördert der Saatgutfons ökologische Getreide-Gemüse- und Obstzüchtungen. Mit den Spenden von Privatpersonen, Stiftungen, Verbänden und Unternehmen der Bio-Branche sind bereits mehr als 60 neue Gemüse- und Getreidesorten für den Biolandbau entwickelt worden.