Es hat nicht lange gedauert: Bereits während der Vorrunde wurde bei der Fußball-Europameisterschaft der Frauen in England der EM-Zuschauerrekord gebrochen. Am Donnerstagabend vermeldeten die Organisatoren 248.075 Stadionbesucher:innen. Die bisherige Bestmarke lag bei 240.045 Fans bei den Spielen der EM 2017 in den Niederlanden.
Das läge zum einen an der Fußballbegeisterung im Gastgeberland England, zum anderen aber auch am generellen Wachstum des Frauenfußball, sagte Sabine Mammitzsch, DFB-Vizepräsidentin und zuständig für Frauen- und Mädchenfußball, im Deutschlandfunk. "Das spielt alles ineinander, sodass wir davon auch profitieren."
Engländer "nehmen auch Geld in die Hand"
Der Frauenfußball ist in England aber auch generell viel weiter als in Deutschland und hat zum Beispiel beim Zuschauerschnitt die deutsche Bundesliga längst überholt. "Wenn sie eine Frauen-Mannschaft haben, dann nehmen die Engländer auch ziemlich viel Geld in die Hand. Also sie haben nicht nur ein Frauenteam, sie sponsern sie auch. Die können die Trainingsbedingungen nutzen und das macht sie natürlich auch wieder attraktiv", sagte Mammitzsch.
In Deutschland sei man da noch nicht so weit. "Das ist beim FC Bayern so und das ist in Wolfsburg so. Und bei der Eintracht, seitdem wir bei der Eintracht sind. Aber vorher war das in Frankfurt auch nicht gegeben. Da mussten die immer hin und her fahren zu irgendwelchen Plätzen. Da hinken wir noch hinterher und das ist etwas, was wir dringend benötigen."
DFB will für mehr Sichtbarkeit sorgen
Die entsprechenden Standards zu haben, sei Sache der Vereine. Der DFB wolle dem Frauenfußball in Deutschland vor allem durch mehr Sichtbarkeit helfen, so Mammitzsch. Eckpfeiler seien dabei die Sozialen Medien und die TV-Vermarktung. Die englische Liga habe zum Beispiel gerade einen "richtig dicken TV-Deal" abgeschlossen, so Mammitzsch. "Das ist natürlich der Wahnsinn. Wenn da Millionenbeträge reingehen, kann man mehr machen, ist ja klar. Dann kann man eben auch eine medizinische Abteilung für seinen Verein akquirieren. Man kann die Spielerinnen bezahlen und das ist etwas, was wir natürlich auch anstreben."
In den vergangenen Tagen ist die Debatte um Equal Pay, also gleiche Bezahlung von Frauen und Männern um Fußball, größer geworden. Einige Verbände haben angekündig, Equal Pay umzusetzen. Der DFB gehört nicht dazu und hat dafür auch Kritik eingesteckt. Selbst Bundeskanzler Olaf Scholz hat sich in die Debatte eingeschaltet und Equal Pay im deutschen Fußball gefordert.
"Spielerinnen mit Prämie super zufrieden"
Mammitzsch wies die Kritik zurück. "Wenn man die Spielerinnen fragt, sind die mit der Prämie von 60.000 Euro super zufrieden, weil das viel mehr ist als bei der letzten Europameisterschaft. Und wir zahlen die höchste Prämie von allen Ländern, die an der Europameisterschaft teilnehmen."
Bei einem Titelgewinn der DFB-Elf würde der Veband 2,1 Millionen Euro erwirtschaften, so Mammitzsch. Bei den Männern wären es 28 Millionen Euro. "Deswegen konnten die Männer natürlich mehr ausschütten. Und es hat ja auch nicht nur etwas mit Deutschland zu tun, sondern auch mit der UEFA und der FIFA, die ja viel mehr Geld ausschütten."
Und auch Equal Pay heiße nicht, dass Männer und Frauen die gleiche Summe bekämen. "Wenn Spanien zum Beispiel sagt, wir machen Equal Pay, dann machen die das prozentual, zwei Prozent von 2,1 Millionen und zwei Prozent von 28 Millionen. Frankreich zahlt zum Beispiel, wie man es kommuniziert, 24.000 Euro Prämie. Das [die Kritik, Anm. d. Red.] hört sich ziemlich so an, als wenn der DFB alles verkehrt macht. Ich glaube, wir sind auf einem guten Weg."
Mammitzsch wünscht sich Spiel-Besuch von Scholz
Ob Bundeskanzler Olaf Scholz zur EM nach England reisen wird, wisse Mammitzsch noch nicht. "Falls wir ins Halbfinale kommen sollten, wovon ich natürlich stark ausgehe, kann ich mir schon vorstellen, dass eine der Ministerinnen oder ein Minister daran teilnehmen werden. Und beim Finale [...] würde ich mir wünschen, dass Olaf Scholz sagt: 'Gut, Angela Merkel hat das auch gemacht und jetzt bin ich derjenige, der gefragt ist.' Ich kann aber nicht in seinen Terminkalender gucken."