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Sachbuch von Christian J. Meier
Eine kurze Geschichte des Quantencomputers

Rezension von Ralf Krauter |
    Die NASA hat einen, Google hat einen und der US-Geheimdienst NSA tüftelt auch daran: Quantencomputer, die sich die bizarren Gesetze des Mikrokosmos zunutze machen, sind nach Meinung vieler Fachleute die Superrechner von morgen. Weil sie hochparallel arbeiten, sollten sie laut Theorie in der Lage sein, Probleme zu lösen, an denen sich heutige Elektronengehirne die Zähne ausbeißen. Sie könnten Geheimcodes knacken, komplexe Optimierungsaufgaben lösen, komplizierte Muster erkennen und manches mehr.
    Doch obwohl weltweit seit Jahren intensiv daran geforscht wird und in den USA, Kanada, Japan, China und Europa Milliarden in die Entwicklung der revolutionären Quantentechnologie fließen, steckt die Technik noch in den Kinderschuhen - genau wie die auf Quanteneffekten basierenden Kryptographie-Verfahren, die im Prinzip absolut abhörsichere Kommunikation ermöglichen. Prototypen und erste kommerzielle Produkte gibt es zwar schon, deutliche Vorteile bescheren die ihren Nutzern bislang aber nicht.
    Dem Wissenschaftsjournalisten Christian Meier zufolge könnte sich das jedoch bald ändern. In seinem aktuellen Sachbuch beschreibt er wie die neue Quantentechnologie funktioniert, was sie heute schon leistet und morgen drauf haben könnte. Der promovierte Physiker hat gründlich recherchiert und schildert fachlich fundiert den aktuellen Stand der Entwicklung und die verbleibenden Hürden auf dem Weg zu praktischen Anwendungen. Da sein Buch ohne Formeln auskommt und die grundlegenden Phänomene sehr anschaulich beschreibt, ist die Lektüre auch für Leser ohne Physikdiplom lohnend. Fazit: Ein Augenöffner für alle, die glauben, die Quantenrevolution in der IT-Branche sei noch Jahrzehnte entfernt.
    Christian J. Meier: "Eine kurze Geschichte des Quantencomputers. Wie bizarre Quantenphysik eine neue Technologie erschafft", Heise-Verlag, 177 Seiten, 16,90 Euro, ISBN 978-3-944-099064.