Das Materiallager in der Landesaufnahmestelle für Flüchtlinge im saarländischen Lebach ist tadellos aufgeräumt und gut bestückt. Keiner kennt sich hier besser aus als Christoph Sander.
"Da ist Bettwäsche, Mikrofaser-Kuscheldecken, Kopfkissen, hier hinten haben wir Pfannen, Größe 28/24, Edelstahltöpfe, Geschirr: Teller tief, Teller flach, Kaffeetassen. Das sind Grundnahrungsmittel. Da ist dann drin: Zucker, Mehl, Öl, Essig."
Sachleistungen für die Grundausstattung
Eben alles was zu einer Grundausstattung eines Haushaltes gehört. Diese Form von Sachleistungen, die auch Kleidung und mehrmals wöchentlich Essenspakete beinhaltet, ist unumstritten. Sie deckt das Nötigste ab.
Ein Paket nach dem anderen, gefüllt mit Kartoffeln, Fleisch, Milch, Nudeln, Gemüse, wandert über den Tresen.
"Die Pakete wechseln regelmäßig, er bekommt also nicht immer wieder das gleiche, sondern das ist von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung zusammen gestellt, damit eine Abwechslung da ist und die Nährstoffzufuhr, die Kalorienanzahl gewährleistet ist", erläutert Sascha Weidig.
Berücksichtigt würden auch die Essgewohnheiten der Flüchtlinge. Die Pakete sind nach einem internen Nummernsystem klassifiziert.
"18 sieht man: Moslem arabisch, hier ist dann in der Regel Geflügel mit bei, Geflügelwurst, Geflügelfleisch, Putenlyoner, weil die Schweinefleisch Problematik besteht."
Das System funktioniere, selbst in den Fällen in denen besondere Bedürfnisse vorlägen wie etwa bei Schwangeren oder Diabetikern. Vater und Sohn, gerade erst ein paar Tage in der Einrichtung und noch immer hungrig von der langen Reise aus Syrien, stimmen zu.
"Prima. Ich habe, was ich brauche, Obst, Gemüse, Milch, Hühnchen. Es ist wunderbar."
Die vielen jungen Männer, die in der saarländischen Erstaufnahmeeinrichtung in Großraumzelten untergebracht sind und deshalb nicht selbst kochen können, werden vom Studentenwerk verpflegt.
"Wir haben heute Erbsensuppe und dazu gibt es ein Baguette-Brötchen."
Begeisterung sieht anders aus.
"Ich hätte lieber Hühnchen, eine Suppe ist auch nicht ausreichend. Manchmal ist es gut, manchmal schlecht. Aber es reicht nicht. Und wir gehen daher in den Supermarkt und kaufen Sandwiches."
143 Euro im Monat
Für den jungen Mann, einen baumlangen Kerl, sind die empfohlenen Kalorienangaben der Deutschen Gesellschaft für Ernährung vielleicht nicht an allen Tagen ausreichend. Aber dafür gibt es eben das Taschengeld. 143 Euro im Monat. Damit sollen die individuellen Bedürfnisse gedeckt werden. Dabei geht es in erster Linie nicht ums Essen, sondern um andere Dinge, erläutert Harald Thurnes.
"Zu diesem persönlichen Bedarf gehören Dinge wie Fahrkarten für den ÖPNV oder Teilhabe am kulturellen Leben, Eintrittskarten für Veranstaltungen, wenn ich eine Prepaid-Karte aufladen will fürs Handy, also für Kommunikation."
Auch Hygieneartikel wie Deo oder Shampoo gehen mit monatlich etwa 14 Euro in die Gesamtkalkulation ein. Natürlich hilft das Taschengeld auch den Rauchern unter den Flüchtlingen. Die Prioritäten wie es ausgegeben wird, werden eben unterschiedlich gesetzt. Dabei soll es bleiben. Sascha Weidig.
"Wenn das alles in Sachleistungen ausbezahlt wird, in Gutscheinen, ist das ein unheimliches logistisches Problem. Im Moment ist die Regelung, wie sie hier ist, dass man Geldleistungen in Kombination mit Sachleistungen macht die praktikabelste."
Die allermeisten Bundesländer wollen trotz Gesetzesänderung am Taschengeld festhalten, das hat eine stichprobenartige Umfrage in einzelnen Bundesländern ergeben. Offenbar verfolgt nur Bayern, das eine Umwandlung des Taschengeldes in Sachleistungen vehement eingefordert hatte, eine andere Strategie.