Mit schweren Arbeitsschuhen und leuchtend roter Fleece-Jacke bespricht Schlossherr Peter Endres die nächsten Schritte mit seinen Handwerkern. Denn an dem immer noch etwas verfallenen Schloss Walbeck - das auf einer Anhöhe im Südharz liegt - ist noch viel zu tun. Ein denkmalgeschütztes Ensemble aus dem 18. Jahrhundert, davor war es ein Benedektinerinnen-Kloster, mit dem heute noch erkennbaren Kreuzgang und Refektorium. Draußen stehen Gerüste, das graue Mauerwerk ist zu sehen, Putz blättert ab; der barocke Glanz ist nur noch zu ahnen. Einzig die Dächer sind saniert. Darauf sind auf einer Fläche von knapp 5.000 Quadratmetern Solarmodule montiert. Die Idee: Ingenieur Peter Endres will das Kleinod mittels Solarstrom, also Fotovoltaik vor dem Verfall retten und wieder aufbauen.
"Ja, das ist vollkommen richtig. Und das war von Anfang an unser Konzept mit der Fotovoltaik-Anlage. Wir ziehen da kein Geld raus, dass was an Überschüssen kommt stecken wir da rein."
2011 hat Peter Endres das Schloss für 58.000 Euro ersteigert, wo einst angeblich auch mal Voltaire Rast gemacht haben soll, weil seine Kutsche einen Radbruch erlitt. Mit Erneuerbarer Energie Denkmalschutz betreiben, ein einzigartiges Kulturerbe erhalten; das klinge doch gut, sagt nicht ohne Stolz Peter Endres, während er unter einem herrschaftlichen Kreuzgewölbe steht. Der 48-Jährige kommt aus dem schwäbischen Vaihingen an der Enz, seit sieben Jahren hat er seine eigene Firma und projektiert, deutschlandweit Solarprojekte.
"Also insgesamt sind 730 kW installiert, wir rechnen mit einem Jahresertrag von 900 Kilowattstunden pro installiertem kW."
Das ergebe einen jährlichen Betrag von etwa 650.000 Kilowattstunden rechnet Peter Endres vor.
"Damit können sie schon 150 bis 200 Haushalte versorgen."
Wer das Modell dieser Tage noch mal versuchen wolle, der sei zu spät dran. Denn die Rahmenbedingungen hätten sich grundlegend geändert, betont Peter Endres, daher würde sich so etwas seiner Meinung nach, heute überhaupt nicht mehr rechnen.
Der Denkmalschutz ist hier schon pragmatisch
"Die Förderung ist derzeit so niedrig, dass es eigentlich nur noch funktioniert, wenn sie den gesamten produzierten Strom selber verbrauchen. Oder wenn die Rahmenbedingungen hervorragend sind. Nicht so wie in unserem Falle, wo man viele Zusatzkosten hat, dadurch dass die Dächer erst mal finanziert werden mussten."
Der 48-jährige Endres kritisiert die Politik, die die ungeahnten Möglichkeiten der Sonnen – Wasser oder Windenergie schlicht außer acht lasse, die großen Industriebetriebe bevorzuge. Obwohl gerade das Beispiel Sonnenschloss Walbeck deutlich mache, dass man mit grünen Strom gar alte Kulturlandschaften bestens erhalten, Menschen einen Arbeitsplatz geben könne.
"Die Förderung runterzufahren, war ja von Anfang so angelegt, im Erneuerbare-Energien-Gesetz. Was schon immer ein Problem war, war die geringe Planbarkeit."
Neben den Einnahmen aus der Fotovoltaik erhält Peter Endres 200.000 Euro EU-Hilfen. Geld, mit dem er beispielsweise alle alten Fenster hat nachbauen lassen. Nicht von irgendwelchen Handwerkern, sondern dem benachbarten Tischler. Das Prinzip Nachhaltigkeit: Hier bekommt es einen Namen, sagt Peter Endress. Und schaut selbst etwas ungläubig, dass das Konzept funktioniert.
"Wenn sie Bilder sehen, wie es vor ein paar Jahren ausgesehen hat, und dann schauen sie es sich jetzt an: Das freut man sich doch."
Seit nun schon drei Jahren nimmt das Projekt Sonnenschloss Formen an. Doch was damit zukünftig genau passiere, Peter Endress, Vater zweier erwachsener Kinder, weiß es noch nicht. Es gebe eher diffuse Ideen, sagt er: Brauerei, Hotel, Wohnungen. Ein Nebengebäude wird zurzeit zu einer Reithalle mit Pferde-Pension umgebaut. Vor Kurzem haben gar Filmleute mal angefragt, auch ein Design-Museum hat vages Interesse bekundet. Kommt Zeit, kommt Rat, meint Schlossherr Endres. Der immer wieder laut lacht, so als ob er selbst über den eigenen Wagemut staunt, mittels Fotovoltaik ein Schloss vor dem Verfall zu retten. Das Besondere sei aber, und das sei überhaupt nicht selbstverständlich, ergänzt er noch, dass die Denkmalschutzbehörden immer mitgemacht hätten. Denn schön – dass muss man schon sagen – schön sehen die Dächer nicht gerade aus.
"Der Denkmalschutz ist hier schon pragmatisch. Und sagt: Okay, die Panele sind 20,30 Jahre drauf. Aber die Gebäude können noch weitere Hunderte Jahre halten. Und dazu sind eben Solarmodule Voraussetzung."