"Mein Name ist André Poggenburg, ich darf Sie heute begrüßen als Spitzenkandidat".
AfD-Landeschef André Poggenburg ist ein jungenhafter Typ. Im braunen Anzug und weißen Hemd gekleidet steht der 40-Jährige während einer Bürgersprechstunde vor seinem hauptsächlich männlich dominiertem Publikum, im Schlossrestaurant in Zeitz, im Süden Sachsen-Anhalts. Er referiert in einem höflichen Ton seine Themen: Die Asyl-Flut, wie es heißt, das Politikversagen, Volk, Familie und Deutschtum.
"Wir peilen an, 20 Prozent plus x. Das ist keine Träumerei … (Beifall)".
Das andere Gesicht des André Poggenburg
Der unverheiratete Poggenburg stammt aus dem Süden Sachsen-Anhalts, aus der Weingegend um Naumburg. In dem Dorf Stößen besitzt der AfD-Landeschef ein kleines Unternehmen, in dem er Kühl- und Tankanlagen repariert, ein Handwerksbetrieb den er wegen des Wahlkampfs geschlossen habe, wie er sagt. Und Poggenburg zeigt dabei seine rechte Hand, an der ein Daumen fehlt, den er bei einem Arbeitsunfall verloren hat. So als wolle er beweisen, dass er ein harter Arbeiter ist. Nach dem Abitur hat Poggenburg neben einer Lehre eine kaufmännische Ausbildung und ein Fernstudium zum Technischen Betriebswirt absolviert. Ansonsten erfährt man wenig, denn zu seinen familiären Hintergründen schweigt Poggenburg beharrlich. Kein warmherziger Mensch, der anderen sein Herz öffnet, eher der einsame Wolf.
"Wir wollen endlich ein gesundes Nationalbewusstsein leben dürfen, so wie es nahezu in allen anderen Staaten der Welt eine Selbstverständlichkeit ist".
Das ist das andere Gesicht des André Poggenburg. Ein knallharter – bisweilen aggressiver – Rechtspopulist, zu erleben auf den AfD-Demonstrationen in Magdeburg, Zeitz oder Merseburg. Ein Mann, der auf der einen Seite volkstümlich und nett wirkt, auf der anderen Seite hart und kompromisslos austeilen kann, ohne dabei auch nur ein bisschen die Miene zu verziehen. Eben der nette Menschenfeind von nebenan, wie die Leute sagen.
"Wir wollen endlich die verordnete Selbstgeißelung beenden, die kollektive Psychose des deutschen Volkes".
Robuster Umgangston mit Kritikern
Ähnlich wie Thüringens AfD-Chef Björn Höcke vertritt Poggenburg ein völkisches Gesellschaftsbild, verteidigt die Idee einer ethnisch homogenen Gesellschaft. Die Nähe zu rechtsextremen Positionen ist nicht zufällig. In seinem Weihnachtsgruß appellierte Poggenburg an die Werte der "Volksgemeinschaft".
Mit parteiinternen Kritikern pflegt Sachsen-Anhalts AfD-Chef - der seinen Landesverband fest im Griff hat - einen durchaus robusten Umgangston. Ehemalige AfD-Mitglieder erzählen, dass diejenigen, die nicht Poggenburgs Linie folgen, aufs Schärfste denunziert, gemobbt und unflätig beschimpft würden. Im Herbst 2015 ist ein Dutzend AfD-Mitglieder, darunter auch Carsten Schmidt, wegen Poggenburg aus der Partei ausgetreten.
"Ich bin der Meinung, dass er immer mehr Leute um sich herum scharrt, die ihn bedingungslos fördern und folgen, ihn wie auch immer unterstützen. Ich habe es erlebt, dass dafür andere Posten in Aussicht gestellt werden, wie die dann auch immer aussehen".
"Das sind ganz einfach Vorwürfe von Kleingeistern, die ihren Weg nicht so machen konnten, wie sie wollten".
Ein Landtagsmandat würde Poggenburg sanieren
Poggenburg vertritt - eigenen Angaben nach - preußische Tugenden, wie Fleiß, Pflichtbewusstsein, Unterordnung und Ehrlichkeit. Doch gerade mit Letzterem nimmt er es nicht so ernst, wie jüngst bekannt wurde. Nach Auskunft der Wirtschaftsdatei CREDITREFORM hat es gegen Poggenburg wegen nichtbezahlter Rechnungen sieben Haftandrohungen gegeben. Ein Landtagsmandat mit etwa 5.600 Euro monatlich würde Poggenburg sanieren, ist aus seinem Umfeld zu hören. Der frühere Wegbegleiter Poggenburgs, der Versicherungsmakler Schmidt ergänzt:
"Und deswegen sag ich immer, das ist das Privatprogramm Poggenburg. Endziel ist Geld".
Interessiert seine Anhänger nicht. Sie schätzen Poggenburg, weil sie irgendwie auch wissen, dass die AfD in Sachsen-Anhalt die hohen Umfragewerte zu großen Teilen nur Landeschef André Poggenburg zu verdanken hat.