Der Verein "Gesellschaft für Lebensorientierung" (Leo e. V.) mit Sitz in Bennungen in der Gemeinde Südharz hält Homosexualität offenbar für eine psychische Störung. Der Vorsitzende des Vereins und frühere CDU-Landtagsabgeordnete Bernhard Ritter bietet jedenfalls nach Recherchen des Mitteldeutschen Rundfunks (MDR) Seminare dagegen an.
Das Thema schaffte es heute in den Landtag von Sachsen-Anhalt, wo die Abgeordneten über den Verein und die Rolle der CDU debattierten.
Wie Deutschlandfunk-Korrespondent Christoph Richter berichtet
, hat der Abgeordnete der Linkspartei, Wulf Gallert, die CDU aufgefordert, sich von dem Verein zu distanzieren. Im Landtag sagte er: "Keine andere Partei hat ein so zwiespältiges Verhalten zu dieser Frage an den Tag gelegt, wie die CDU."
CDU-Fraktionschef André Schröder hob indes hervor, Homophobie kenne kein Parteibuch. Er verteidigte den Verein für sein breites gesellschaftliches Engagement. Heterosexuelle Ehen seien stabiler als homosexuelle Partnerschaften, sagte er.
Dennoch distanzierte sich Schröder teilweise von "Leo", nachdem er ursprünglich vorhatte, im Kuratorium mitzuarbeiten. Homosexualität sei keine Krankheit, betonte Schröder. Der frühere Ministerpräsident und ehemalige Ost-Beauftragte der Bundesregierung Christoph Bergner (CDU) ist nach wie vor Mitglied im Verein. Das will er nach eigenen Angaben auch bleiben und dann intern klären, wie man mit der Haltung des Vorsitzenden umgeht. Er selbst teile dessen Auffassung allerdings auch nicht.
Grüne: Debatte wissenschaftlich längst beendet
Grünen-Landesfraktionschefin Claudia Dalbert unterstrich, es schade Schwulen und Lesben, den Eindruck zu vermitteln, dass ihre sexuelle Orientierung eine Krankheit sei. Diese Debatte sei im vergangenen Jahrhundert geführt worden und wissenschaftlich längst beendet.
Der homosexuelle CDU-Bundestagsabgeordnete Stefan Kaufmann kritisierte den Verein im Deutschlandfunk: "Ich halte das für sehr gefährlich, wenn man hier den Eindruck erweckt in bestimmten kirchlichen Kreisen, dass Homosexualität heilbar ist." Für Kaufmann zeigt der Fall, dass es noch großen Aufklärungsbedarf gibt. Homophobie sei in der CDU kein speziell ostdeutsches Problem. "Sicherlich, jeder Kollege hat ein anderes Umfeld, hat einen anderen Wahlkreis. Wir haben in ländlichen Regionen natürlich auch noch eine andere Wirklichkeit."