Schluss, aus, vorbei. Liedermacher Rainald Grebe muss jetzt einen neuen Song schreiben. Denn die Frühaufsteher-Kampagne ist für immer passé. Hintergrund der ganzen Geschichte war eine Studie, der zufolge, die Menschen in Sachsen-Anhalt im Schnitt neun Minuten früher als der Durchschnittsdeutsche aufstehen. Eine Image-Kampagne die für viel Häme gesorgt hat. Weil der Hauptgrund - das Pendeln zu den Arbeitsplätzen in anderen Bundesländern - ein frühes Aufstehen schlicht unumgänglich mache.
"Ich fand es immer ein bisschen peinlich, wenn man über die Autobahn fuhr und sah immer diese Schilder und dachte nur: 'Oh Gott, jetzt bin ich wieder in Sachsen-Anhalt'. Ist denen nichts Besseres eingefallen?"
Fragt sich eine Magdeburger Buchhändlerin. Anders CDU Ministerpräsident Reiner Haseloff, für ihn war die sechs Millionen Euro teure Frühaufsteher-Kampagne ein voller Erfolg. Gemeinsam mit der Hochdeutsch-Kampagne in Baden-Württemberg sei es "die erfolgreichste Image-Kampagne eines Landes gewesen, die es jemals in der Geschichte der Bundesrepublik gab. Aber das führt jetzt nicht dazu, dass man das fortschreiben sollte. Sondern dazu, dass wir jetzt, nachdem wir uns kenntlich gemacht haben, immer jahresbezogen darauf hinweisen, was dieses Land zu bieten hat."
Sachsen-Anhalt setzt auf Luther
Statt "Sachsen-Anhalt: Land der Frühaufsteher" wirbt man nun mit dem Claim, wie der Werber sagt, "Sachsen-Anhalt: Ursprungsland der Reformation". Keine neue Imagekampagne, darauf legt man in der Magdeburger Staatskanzlei großen Wert. Sondern eine situative, zeitlich begrenzte Werbung soll es sein, so zumindest nennt es Christdemokrat Rainer Robra, Chef der Staatskanzlei und der Kulturminister Sachsen-Anhalts.
"Aus meiner Sicht ist die Zeit der Landeskampagnen vorbei. Wir machen jetzt eine Werbelinie – so würde ich das dann eher nennen –, die jetzt bis zum 31.10. 2017 auf Luther setzt. Und das wird dann zwanglos übergehen, Ende 2017, in eine, die stärker auf das Bauhaus setzt. 100 Jahre Bauhaus haben wir 2019. Wir wollen jetzt mehr die kulturellen Highlights des Landes nutzen, um über die Identität, das Wesen des Landes zu informieren und Interessierte zu ermuntern, auch zu uns zu kommen."
Ähnlich sieht es Parteifreund und Regierungschef Reiner Haseloff. Und ist sich dabei für einen Kalauer nicht zu schade:
"Unterm Strich heißt das, anlassbezogen geben wir Information, warum man hier man auch mal anhalten sollte, wir heißen ja nicht umsonst Sachsen-Anhalt."
Die neuen Schilder sind nüchtern in Terrakotta-Rot gehalten, ohne jegliche grafische Spielerei. "Willkommen" beziehungsweise "Auf Bald in Sachsen-Anhalt. Ursprungsland der Reformation" steht in großen Lettern auf den Hinweis-Schildern, die nun an den Autobahnen zu sehen sind. In der rechten oberen Ecke prangt das Landeswappen. Eine Art Wechselrahmen, denn man nutzt die alten Tafeln und klebt einfach die neuen Werbe-Texte drauf. Man wolle mehr mit dem Land werben und nicht mit einem Spruch, heißt es.
Bürger noch uneins
Die Menschen sind sich über die neuen Begrüßungsschilder noch uneins. Die einen sagen:
"Mit der neuen Kampagne kann ich momentan gar nichts anfangen." "Die andere Kampagne war für normale Leute besser zu verstehen. 'Ursprungsland der Reformation', das andere fand ich besser."
Andere meinen:
"Es passt wahrscheinlich eher zum Land." "Als Land, wenn ich sage, hier ist Land der Reformation, hier gibt es einige Baudenkmäler, hier gibt es einige Orte, die man sich angucken kann, das ist ein Herausstellungsmerkmal."
Ob die neue Werbe-Aktion allerdings ein Erfolg wird, ist ungewiss. Ob der neue Slogan die Herzen der Menschen berührt, auch ungewiss. Gewiss ist nur, dass Sachsen-Anhalt mehr verdient hat als eine Frühaufsteher-Kampagne. Ein Anfang ist nun gemacht.