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Sachsen
Klimaatlas soll Landwirten helfen

Lange Trockenperioden, extremer Hagel, Starkregen: In den kommenden Jahren wird sich die Landwirtschaft auf solche Wetterkapriolen einstellen müssen. Sachsen rüstet daher auf: Ein regionaler Klimaatlas soll Landwirten helfen, sich besser auf die Folgen des Klimawandels vorzubereiten.

Von Iris Milde |
    Herbstbestellung um die Ortschaft Penig im Landkreis Mittelsachsen. Ein Pflug auf den abgeernteten Feldern vor der Ortschaft.
    Bundesweiter Vorreiter: Der Sächsische Klimaatlas soll Landwirten helfen, sich bestmöglich auf die Folgen des Klimawandels vorzubereiten (imago/Rainer Weisflog)
    "So sieht das jetzt aus erstmal die Startseite. Da gibt es ein paar Menüpunkte."
    Johannes Franke, Referent des sächsischen Landesamts für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie ruft die Internetseite Rekis kommunal auf. Die soll im Laufe des Jahres mit den gesammelten Daten der sächsischen Klimaforschung gefüttert werden und dann als übersichtliches Onlinekartenwerk für jeden einsehbar sein.
    "Sehen Sie, und jetzt kann ich mir hier für einzelne Gemeinden dann so eine Art Warenkorb zusammenstellen und dann können Sie sich diese Informationen ausgewertet herunterladen. Nehmen wir mal Hitzetage, das Beispiel ist schon drin."
    Prognose bis ins Jahr 2100
    Franke klickt auf den Zeitstrahl neben der Sachsenkarte und kann sich nun die Entwicklung der Tage mit über 30 Grad Celsius von 1961 bis 2015 und auch eine Prognose bis ins Jahr 2100 ansehen. Die dominierende Farbe auf der Karte verändert sich von einem Dunkelgrün in ein alarmierendes Rot. Der Sächsische Klimaatlas soll Gemeinden helfen, sich bestmöglich auf die Folgen des Klimawandels vorzubereiten. Damit ist Sachsen bundesweiter Vorreiter, meint Johannes Franke.
    "Also auch diese ganze Fülle an Initiativen, die aus dem Freistaat Sachsen hier gestartet werden, überhaupt erstmal solches Klimawissen zu erzeugen, das sucht erstmal seinesgleichen."
    Klimaforschung seit den 1990er Jahren
    Zudem habe Sachsen schon sehr früh, nämlich in den 1990er Jahren, begonnen, sich mit den Folgen des Klimawandels auseinanderzusetzen, so Franke, der selbst viele Jahre an der TU Dresden zu dem Thema geforscht hat. Inzwischen gebe es eine enge Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft, Verwaltung, Politik und auch den Landwirten. Einer von ihnen ist Roland Nuck. Er bewirtschaftet im Norden Sachsens bei Hoyerswerda seine Felder. Eine Region, die den Prognosen zufolge, besonders stark von den Klimaveränderungen betroffen sein wird.

    "Klimawandel, wenn wir davon sprechen wollen, dass es Klimawandel ist, dann merken wir den am ehesten auf unseren leichten Sandböden, weil die haben keine Wasserhaltefähigkeit, wie es ein Lehmboden oder ein Tonboden hat, dadurch merken wir zuerst, wenn das Wasser von oben nicht kommt, von unten kommt nichts nach. Das sind dann zwei-drei Wochen, die wir eher das Getreide vertrocknet haben, das merken wir hier auch unserem leichten Standort zuerst."
    Anbau von Chinaschilf als Empfehlung
    Nuck steht vor einem Feld mit Chinaschilf. Die Kultur wird als Häcksel, Dämmung oder Brennmaterial verwendet. Er will testen, wie die Pflanzen mit Boden und Wetter klar kommen. Der Anbau von Chinaschilf ist eine Empfehlung aus einem Strategiepapier, das die Sächsische Landesregierung erarbeitet hat. Das enthält konkrete Maßnahmen, mit denen die Landwirte dem Klimawandel begegnen können. Von der Landesregierung gebe es viel Unterstützung, auch in Form von Schulungen. Doch nicht alles hat sich in der Praxis bewährt.
    "Zum Beispiel pfluglose Bewirtschaftung habe ich lange auf unserem Standort probiert. Aber ich habe anhand der Zahlen dann festgestellt, dass die Erträge langsam zurückgegangen sind, der Pflanzenschutzmittelaufwand gestiegen ist. Das ist auf unseren Sandböden ein Spezifikum. Die lagern sich von Natur aus wieder dicht."
    Nachholbedarf zur Vermeidung des Klimawandels
    Auch wenn der Freistaat besonders engagiert ist, um die Folgen des Klimawandels abzumildern, in Sachen Vermeidung des Klimawandels ist er das nicht. So gehört Sachsen zu den Ländern, die sich besonders heftig gegen einen Ausstieg aus der Braunkohleverstromung wehren. Doch auch an anderen Stellen gebe es massiven Nachholbedarf, meint Felix Ekardt, Landesvorsitzender des BUND Sachsen.
    "Deutschland ist insgesamt kein Klimavorreiter. Sachsen ist besonders schlecht. Nicht nur wegen des Braunkohlestroms, sondern weil im Bereich der Mobilität konsequent auf neue Straßen gesetzt wird. Das Pariser Klimaabkommen verlangt aber, dass wir weltweit in wenigen Jahren auf null Emissionen kommen. Da müssen wir an Strom, Wärme, Verkehr und auch an stoffliche Nutzung fossiler Brennstoffe wie Kunststoffe ran. Sachsen, auch die neue Landesregierung, macht das komplette Gegenteil."