Nach und nach verdrängt Licht die Dunkelheit unter der Kuppel des Planetariums in der Chemnitzer Albert-Schweitzer-Mittelschule. An einem großen Schaltpult sitzt Lehrer Thomas Weisbach und stellt den Projektor in der Mitte des Raumes ein. Der sieht aus wie ein Satellit und simuliert den Sternenhimmel.
"Wir sind ungefähr eine Stunde vor Sonnenaufgang. Wir sehen also schon das Streulicht der Sonne in der Atmosphäre, diesen etwas angeblauten Himmel. Und der erste Blick sollte natürlich immer der Orientierung am Sternenhimmel dienen. Und das Sternenbild, das der Orientierung dient, das haben wir heute eine Stunde vor Sonnenaufgang fast genau über uns."
Mit einem Laserpointer zeigt Weisbach auf den Großen Wagen und erklärt dessen Bedeutung in der griechischen Mythologie. So wie er und ein weiterer Kollege es Woche für Woche mit Schulklassen aus Chemnitz und Umgebung tun, wenn sie ihnen die Astronomie näherbringen. Astronomie war in der DDR-Zeit und auch in Sachsen regulärer Bestandteil des Unterrichtsplans. Seit 2004 werden Inhalte der Astronomie in unterschiedlichen Fächern unterrichtet. Am außerschulischen Lernort Planetarium ist Weisbach so etwas wie ein Dienstleister für seine Kollegen.
"Physikunterricht, das geht. Geografieunterricht. Wir haben auch Angebote für den Ethikunterricht, Musikunterricht könnten wir hier machen, also beispielsweise Holst, Planetensymphonie, wäre denkbar. Natürlich Physikunterricht Klasse 9 an den Oberschulen, an den Gymnasien Physikunterricht Klasse 10. Wir haben Angebote für Neigungskurse in allen Stufen."
"Wir haben im Jahr fast 10.000 Besucher hier im Planetarium"
Anders als in großen Planetarien, in denen oft mehrere hundert Leute sitzen kann Weisbach die Vorführung auf die Wünsche und Bedürfnisse der Schüler zuschneiden.
"Wir haben im Jahr fast 10.000 Besucher hier im Planetarium, bei 30 Sitzplätzen kann man sich ausrechnen, wie viele Veranstaltungen wir im Jahr machen. Wir könnten mehr machen, wenn wir mehr Zeit hätten."
Doch selbst die Stunden, die Weisbach und seinen Kollegen zur Verfügung stehen, werden immer wieder infrage gestellt. Denn Weisbach und sein Kollege sind reguläre Lehrkräfte. Und weil Astronomie-Lehrer häufig die Mangelfächer Mathe und Physik unterrichten, werden sie im Zweifelsfall dazu verpflichtet. Dann bleibt weniger Zeit für das Planetarium. Dadurch sieht die Gesellschaft Deutschsprachiger Planetarien sogar den Bestand einiger Schulplanetarien in Gefahr. Präsident Björn Voß:
"In Chemnitz konkret ist die Situation so gewesen, dass die Stunden der zwei Lehrer, die das betreiben, mehr und mehr reduziert worden sind. Und das daraufhin dann in einigen Monaten des letzten Jahres nur sehr eingeschränkter Betrieb möglich war."
Momentan habe sich die Situation in Chemnitz aber wieder entspannt.
"Inzwischen sind diese Stunden wieder zu einem gewissen Teil gewährt worden, sodass ein Betrieb wieder möglich ist. Aber es besteht immer noch die Gefahr, dass bei der kleinsten Problematik im Schulalltag diese Stunden gleich wieder verringert werden. Es ist zwar eine temporäre Lösung geschaffen, vom Eis ist die Situation noch nicht."
Um die Stunden im Planetarium wird weiter gerungen
Sachsens Kultusministerin Brunhild Kurth von der CDU redet das Problem nicht klein, hat aber auch keine Lösung parat. Nur soviel: Sie will so viel Astronomie-Unterricht anbieten wie möglich. Die genaue Stundenregelung ist Aufgabe der Bildungsagenturen, sagt Sachsen Kultusministerin Brunhild Kurth, CDU, gefragt nach den Stundenkürzungen am Planetarium in Chemnitz.
"Natürlich besteht bei den Astronomie-Lehrern über viele Jahre hinweg - das zieht sich jetzt ja schon über mehr als zehn Jahre - immer die Sorge, dass an den astronomischen Themen jetzt Abstriche gemacht werden. Das ist mitnichten so. Wir sind gemeinsam aufgefordert, hier Synergie-Effekte zu nutzen und die Schulsternwarten, die es ja fast nur noch im Freistaat Sachsen gibt, natürlich sinnvoll zu nutzen."
Während die Lehrer weiter um die Stunden am Planetarium kämpfen, setzt die Stadt Chemnitz als Schulträgerin ein Zeichen für den Erhalt ihres Planetariums: Sie ersetzt zehn Dia-Projektoren durch vier neue Videoprojektoren. Lehrer Thomas Weisbach:
"Also wir haben dann ein kuppelfüllendes Videobild, können dann bewegte Bilder über die ganze Kuppel zeigen, das gibt uns natürlich enorme Darstellungsmöglichkeiten."