Wörtlich sagte Tillich im Interview der Woche des Deutschlandfunks: "Ich verspüre zumindest stark den Wunsch, dass Deutschland Deutschland bleiben möge, dass es eben nicht – ich sage jetzt mal – zu Auseinandersetzungen zwischen den verschiedenen Ethnien in diesem Lande kommt."
Die Menschen in Sachsen bewegten andere Probleme als die Ehe für alle. Dass man in der Flüchtlingspolitik etwas ändern müsse, habe das Wahlergebnis bewiesen. Die CDU habe in der Endphase des Wahlkampfs keine inhaltlichen Punkte gehabt, die die Wähler überzeugt hätten, sich deutlich zur CDU zu bekennen. Die Union werde sich nun um die Wähler kümmern müssen, die zur AfD abgewandert seien. Dabei könne sie nicht allein den Weg über die Mitte gehen.
Austritt nach Interview
Das Interview rief zahlreiche Reaktionen im Netz hervor. Elisabeth Galli, Beisitzerin des CDU-Kreisvorstandes in Dresden, kündigte auf Twitter ihren Austritt aus der sächsischen CDU an.
Galli sagte der Nachrichtenredaktion des Deutschlandfunks, eigentlich habe sie auch nach ihrem länger zurückliegenden Umzug nach Bayern Mitglied der sächsischen CDU bleiben wollen. Das Tillich-Interview sei aber ein "Stopp" gewesen. Als Anwältin im Bereich Migrationsrecht treffe sie häufig Menschen, die sie als Bereicherung empfinde, erklärte Galli. Von Tillich wünsche sie sich eine klare Aussage für Integration statt Signale der Abschottung. "Das tut Sachsen nicht gut."
Tillich wiederum beklagt eine - so wörtlich - "direkte Stigmatisierung" Ostdeutschlands. Es gebe eine Vorverurteilung, auch durch bestimmte Medien, die etwa Sachsen als 'braunen Fleck' darstellten oder den Sachsen unterstellten, dass sie rechtsextremistisch wählten. Auch sei es nicht so, dass alle, die in Sachsen die AfD gewählt hätten, auch deren Inhalte verträten. Vielmehr hätten 60 bis 70 Prozent dieser Wähler gesagt, sie hätten die AfD aus Protest gewählt.
Markel vermutet Verlustängste
Die Partei war in Sachsen knapp zur stärksten Kraft gewählt worden, vor der CDU. Bundeskanzlerin Merkel erklärte dazu in ihrem wöchentlichen Videopodcast, man habe natürlich auch in Teilen der westlichen Bundesländer eine erstarkende AfD. Auch sei schwer zu ergründen, warum die Partei in den östlichen Ländern überdurchschnittlich stark abschneide. Sie glaube, es seien zum Teil Verlustängste.
Die Grünenpolitikerin Roth appellierte an alle demokratischen Parteien, nach dem Einzug der AfD in den Bundestag nicht weiter nach rechts zu rücken. Es komme vielmehr darauf an, die Idee einer weltoffenen, gerechten und demokratischen Gesellschaft mit großer Leidenschaft zu bewerben, sagte Roth dem Sender "phoenix".
(jasi,mw)