Erdogan rief dazu auf, auch in diesem Bereich Gülen-Anhänger den Behörden zu melden. 60.000 Menschen hat der türkische Präsident nach dem gescheiterten Putschversuch bereits aus dem Staats- und Militärapparat suspendiert. Im Fokus stehen dieses Mal türkische Unternehmen – und zwar vor allem diejenigen, die Verbindungen zur Gülen-Bewegung haben. Sie seien besonders stark im Bereich der Wirtschaft vertreten und bei ihrer Zerschlagung werde es kein "Mitleid geben". Die Regierung sei entschlossen, "alle Geschäftsverbindungen dieser Organisation abzuschneiden, die Blut an ihren Händen hat." "Die, die bis jetzt gefasst wurden, sind nur die Spitze des Eisbergs", sagte Erdogan vor den Vorsitzenden von Handelskammern und Börsen in Ankara.
Kein Nachlassen bei der "Säuberung" der Türkei von Gülen-Anhängern
Die Türkei macht den in den USA lebenden Prediger Fethullah Gülen für den gescheiterten Putsch am 15. Juli 2016 mitverantwortlich. Ein Gericht in Istanbul hat deswegen einen offiziellen Haftbefehl erlassen. Das berichtete die amtliche türkische Nachrichtenagentur Anadolu. Darin wird Gülen beschuldigt, den Putschversuch befohlen zu haben. Gülen selbst streitet diesen Vorwurf ab. Der 77-Jährige gilt als einer der einflussreichsten muslimischen Gelehrten weltweit und ist der Erzrivale von Erdogan. Anhänger seiner islamischen Bildungsbewegung werden seit dem Putschversuch auch in Deutschland bedroht und diskriminiert. "Wir haben noch keinen Punkt gesetzt, das ist erst das Komma", betonte Erdogan. Es werde kein Nachlassen bei der "Säuberung" der Türkei von Gülen-Anhängern geben.
Banken sollen Zinsen für Immobilien senken
Erdogan bekräftige, die Wirtschaft seines Landes sei stark. Dennoch forderte er die Banken dazu auf, die Zinsen für Immobilienkäufe auf unter zehn Prozent zu senken. "Ihr werdet daran schon nicht verlieren", sagte er. Die jährliche Inflationsrate stieg im Juli unerwartet stark auf 8,8 Prozent. Das Handelsministerium rechnet infolge des Putschversuches mit wirtschaftlichen Schäden von umgerechnet mindestens 90 Milliarden Euro. Die Türkische Lira brach ein. Der wichtige Tourismussektor hatte bereits vor dem Putschversuch wegen der Terroranschläge massive Einbußen. Die Rating-Agentur Standard & Poor's bezeichnet die Türkei inzwischen als "Hochrisiko"-Land.
(sima/ts)