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Jede Vergewaltigung ist "brutal"

Meldungen über Gewaltverbrechen werden auf Nachrichtenseiten gut geklickt - vor allem wenn sie als "brutal" gelabelt werden. Aber das Adjektiv ist weder präzise noch aussagekräftig.

Von Annika Schneider |
Eine junge Frau demonstriert in Nepal gegen sexualisierte Gewalt mit roten Handabdrücken auf den nackten Beinen.
Eine "sanfte Vergewaltigung" gibt es nicht - sexualisierte Gewalt ist immer brutal. (Imago/ZUMA Wire/Skanda Gautam)
Wenn Medien über ein Gewaltverbrechen berichten, versehen sie es gerne mit dem Adjektiv „brutal“, zum Beispiel bei der brutalen Vergewaltigung. Das Wort „brutal“ steht dem Duden zufolge für roh, rücksichtslos und gewalttätig. Das trifft allerdings auf jede sexuelle Handlung zu, die mit Gewalt erzwungen wird – eine sanfte Vergewaltigung gibt es nicht.

Wenig Respekt vor dem Opfer

Medien nutzen das Wort trotzdem vor allem in Videotiteln und Schlagzeilen, um Klicks zu generieren und Neugier zu entfachen. „Brutale Vergewaltigung im Stadtpark“ – bei dieser Überschrift wollen viele Menschen wissen, was passiert ist. Mit Respekt vor dem Opfer hat das nichts zu tun.
Für eine akkurate Berichterstattung sollten Medien darauf verzichten, jedes Gewaltverbrechen als „brutal“ zu bezeichnen. Wenn das Wort eine mehrfache Vergewaltigung, eine Gruppenvergewaltigung oder eine Vergewaltigung mit schwerer Körperverletzung umschreiben soll, sollten Redaktionen lieber diese konkreten Fakten nennen.