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Sagen & Meinen
Denkfabriken - nicht immer unabhängig

Denkfabriken und Thinktanks werden gerne als Quelle zitiert. Oft bleibt unklar, wie neutral sie wirklich arbeiten.

Von Annika Schneider | 24.11.2022
Eingang der Hauptverwaltung der Bertelsmann Stiftung in Gütersloh (Foto vom 05.08.2021).
Die Bertelsmann Stiftung in Gütersloh gilt als eine der großen deutschen Denkfabriken (Imago/Friedrich Stark/epd)
Denkfabrik, englisch Thinktank: Dieser Begriff beschreibt eine Organisation, in der Fachleute zu einem bestimmten Thema Informationen sammeln, forschen und Konzepte entwickeln. Der Begriff sagt allerdings nichts darüber aus, wer diese Arbeit finanziert.
Manche Denkfabriken werden von Ministerien gefördert, andere von Stiftungen oder Unternehmen. Manche betreiben unabhängig Wissenschaft, andere machen gezielt Lobbyarbeit für Interessengruppen.

Eigeninteressen benennen

Wenn Interviews mit Fachleuten von Denkfabriken geführt werden, reicht es deswegen nicht, ihren Arbeitgeber zu nennen. Das ist für Journalistinnen und Journalisten zwar eine bequeme Lösung und sie selbst wissen in der Regel ja auch, welche Interessen ihr Gegenüber vertritt. Aber damit auch Hörerinnen und Hörer ein Interview richtig einordnen können, muss für sie transparent sein, für welche Interessengruppen der Interviewte steht – der Hinweis auf den Namen einer Denkfabrik reicht nicht aus.
Bei manchen Organisationen ist es schon Usus, sie bei jeder Erwähnung einzuordnen: Die Friedrich-Ebert-Stiftung wird als SPD-nah gelabelt, das Institut der Deutschen Wirtschaft als arbeitgebernah. Das Gleiche sollte für alle Denkfabriken und Thinktanks gelten, ob es nun um die Denkfabrik Digitale Arbeitsgesellschaft oder die Bertelsmann-Stiftung geht.