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Warum Ausgangsbeschränkungen kein Lockdown sind

Während der Coronakrise werden in den Medien viele Begriffe für die Einschränkungen im öffentlichen Leben verwendet. Besonders oft ist dabei die Rede vom Shut- oder vom Lockdown. Dabei sind diese Bezeichnungen für die Situation in Deutschland unpassend.

Von Stefan Fries |
Ein Mann läuft am 17. März mit einer Schutzmaske vor dem Pariser Centre Pompidou über die Straße.
Ausgangssperren wie in Frankreich sind kein kompletter Lockdown (imago images / Le Pictorum / Chloe Sharrock)
Wir sprechen vom Lockdown, Shutdown, von Ausgangsbeschränkungen, Ausgangssperre und Kontaktsperre – aber welche Freiheiten sind in der Corona-Krise wirklich eingeschränkt? Sagen wir eigentlich genau, was wir meinen?
Eine Ausgangssperre zum Beispiel heißt, dass niemand das Haus verlassen und öffentliche Straßen und Plätze betreten darf – und falls doch, dafür eine Ausnahmegenehmigung braucht.
So eine Ausgangssperre gilt zum Beispiel in Italien, in Spanien und in Indien, nicht aber in ganz Deutschland. Selbst im Saarland, wo ein paar der Regeln gerichtlich gekippt wurden, durfte man immer noch begründet auf die Straße.
Keine strikten Ausgangssperren
Richtige Ausgangssperren gibt es nur für isolierte Menschen in Quarantäne. Fast überall gelten dagegen Ausgangsbeschränkungen. Das heißt, dass man möglichst zu Hause bleiben soll, aber durchaus zu Spaziergängen und zum Sport raus darf. Ausgangssperren sind das nicht.
Einen Shutdown hatten wir dagegen in Deutschland nie. In den USA meint das das Stilllegen der Bundesverwaltung, wenn es kein neues Haushaltsgesetz gibt.
Wir hatten also keinen Shutdown, geschweige denn seine Steigerung: den totalen Lockdown. Wenn Politiker, Medien oder Wirtschaftsexperten von Ausgangssperre, Shutdown oder Lockdown sprechen, stellen sie die Situation extremer dar, als sie ist – und verfolgen damit womöglich Interessen.