In Berichten über kriegerische, terroristische, kriminelle Auseinandersetzungen heißt es immer wieder, dass auch "unschuldige Opfer" getötet wurden. Vermutlich wird das betont, damit die Tat verwerflicher klingt. Aber ist es auch von Belang?
"Schuldige" Opfer kommen nicht vor
Die Formulierung impliziert nämlich, dass der Tod Schuldiger weniger schlimm ist, weil entweder verdient oder selbstverschuldet. Dabei haben wir uns in unserer Demokratie ja darauf verständigt, dass niemand den Tod verdient hat.
Auch deshalb sind in der Berichterstattung über derartige Taten Schuld und Unschuld eigentlich keine relevanten Kategorien. Zum einen, weil es ohnehin schwierig ist, zwischen beiden zu unterscheiden – vor allem direkt nach solch einer Tat. Zum anderen, weil eine solche juristische Wertung Journalistinnen und Journalisten in der Regel gar nicht zusteht. Zumal nie jemand von "schuldigen Opfern" berichtet.
Gemeint sind Unbeteiligte
Mit "unschuldig" meinen Medien eigentlich zivile Opfer, Unbeteiligte oder zufällig in die Schusslinie geratene Menschen. So sollten sie sie auch nennen. Denn wenn sie nach Schuldigen und Unschuldigen unterscheiden, relativieren sie unbeabsichtigt das Verbrechen.