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Warum wir oft fälschlicherweise von der "ehemaligen DDR" sprechen

Das Wort „ehemalig“ wird in Medien oft falsch verwendet, meint Henry Bernhard. Besonders oft sei das im Bezug auf die DDR zu beobachten. Welche Formulierung richtig ist, zeigt unser Sprachcheck.

Von Henry Bernhard |
Eine originale DDR-Grenzsäule steht auf dem Gelände des Ostdeutschen Fahrzeug- und Technikmuseums.
Grenzsäulen markierten einst die Übergänge zur DDR - nicht aber zur "ehemaligen DDR" (picture alliance / dpa / Matthias Bein)
Sogar eine Bundesbehörde trug 30 Jahre lang einen Namen, in dem auf die „ehemalige DDR“ Bezug genommen wird: die des "Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR". Das macht die Formulierung nicht richtiger.
Die DDR gibt es nicht mehr. Heute ist sie ehemalig. Insofern ist es verständlich, wenn Medien von der „ehemaligen DDR“ sprechen, zum Beispiel, wenn sie die fünf jetzt auch nicht mehr so neuen Bundesländer meinen.

Menschen, die in der DDR geboren wurden, kommen nicht aus der "ehemaligen DDR"

Aber: Die DDR gab es mal. Und immer, wenn Medien auf diese Zeit Bezug nehmen, ist es nicht die „ehemalige DDR“, sondern ganz einfach: die DDR. Die Stasi wirkte IN der DDR, nicht in der „ehemaligen“, die SED ebenso, und wer vor dem 3. Oktober 1990 im Osten geboren wurde, der kommt aus der DDR – und das lässt sich auch nicht mehr ändern.
Im Bezug auf die DDR ist die falsche Formulierung besonders häufig. Niemand spricht dagegen vom „ehemaligen Dritten Reich“, vom „ehemaligen Kaiserreich“ oder vom „ehemaligen Römischen Reich“.

Der Unterschied zwischen "ehemalig" und "damalig"

Das Wort „ehemalig“ wird in Medien oft falsch verwendet. Auch Angela Merkel wird gar nicht selten unterstellt, sie hätte Entscheidungen als „ehemalige Bundeskanzlerin“ getroffen. Aber das konnte sie gar nicht. Als sie die traf, war sie noch im Amt. Den Atomausstieg hat sie als Bundeskanzlerin eingeleitet – oder auch als „damalige Bundeskanzlerin“.
Denn: „Damalig“ bezieht sich auf einen Zeitpunkt in der Vergangenheit, auf den wir von heute aus schauen. „Ehemalig“ verweist darauf, dass jemand oder etwas früher etwas anderes war als heute.