Sagen & Meinen
Warum der Begriff "Familienvater" nicht mehr zeitgemäß ist

Warum ist regelmäßig von “Familienvätern” die Rede - nicht aber von “Familienmüttern”? Hier schwingen Ideen mit, die längst der Vergangenheit angehören sollten, meint Johanna Treblin. Sie plädiert dafür, auf den Begriff zu verzichten.

Ein Kommentar von Johanna Treblin |
Ein Mann hält ein schlafendes Kleinkind, dass auf seiner Schulter schläft.
Ist das ein "Familienvater" - oder einfach nur ein Vater? (imago / Westend61 / Gemma Ferrando)
Was haben Robbie Williams, Johann Sebastian Bach und ein 38-jähriger Mörder aus Ulm gemeinsam? Alle drei werden in Medien als "Familienvater" bezeichnet. Und warum auch nicht: Alle drei sind – oder waren – Väter und Teil einer Familie.
Doch was unterscheidet den Familienvater vom Vater? Laut Duden ist es die besondere "Fürsorge für seine Familie". Die "Familienmutter" kennt der Duden übrigens auch, im Sprachgebrauch spielt sie aber praktisch keine Rolle. Ihre Fürsorge wird als selbstverständlich erachtet. Man muss es nicht extra betonen.
Wenn ein Mörder, der seine Frau und Tochter getötet hat, "Familienvater" genannt wird, soll das die Schwere seiner Tat betonen: Nicht nur ein Mann, ein "Familienvater" hat seine Frau und Tochter getötet! Ein Mord aber ist immer schlimm. Und das Gegenteil von Fürsorge. 
Wer vom "Familienvater" spricht, transportiert die Idee des Familienoberhaupts, die längst der Vergangenheit angehören sollte. Streichen wir das Wort lieber aus unserem Repertoire. Und sagen einfach Vater. Oder - je nachdem: Mann.