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Weder Geisel- noch Gefangenenaustausch

Die Hamas übergibt Geiseln an Israel, im Gegenzug entlässt Israel einige palästinensische Straftäter aus der Haft. Warum der Begriff "Gefangenenaustausch" nicht zu diesem Vorgang passt.

von Stefan Fries |
Auf einer Israel-Solidaritätsdemonstration mit vielen Flaggen, wird ein Plakat hochgehalten mit der Aufschrift "LASST DIE GEISELN FREI!"
Die Hamas lässt Geiseln frei, Israel Gefangene. (picture alliance / dpa / Annette Riedl)
Tagelang haben Medien über die Verhandlungen spekuliert. Jetzt haben sich Israel und die Terrororganisation Hamas geeinigt: Die Hamas lässt einen Teil ihrer Geiseln frei.

Geiseln sind keine Gefangenen

Einige Medien haben daraufhin verkürzt von einem Geiselaustausch oder von einem Gefangenenaustausch gesprochen. Das ist falsch. Denn Geiseln sind es nur auf der Seite der Hamas: Menschen, die sie bei ihrem Terroranschlag am 7. Oktober entführt hat.
Israel dagegen lässt Gefangene frei: palästinensische Kriminelle, die in rechtsstaatlichen Gerichtsverfahren zu Haftstrafen verurteilt wurden – weil sie Brandbomben geworfen haben, wegen Brandstiftung oder Messerattacken. Es sind keine Geiseln Israels.

Medien müssen Asymmetrie deutlich machen

Streng genommen ist es nicht mal ein Austausch: Die Hamas übergibt ihre Geiseln an Israel. Israel dagegen übergibt die Gefangenen nicht an die Hamas, sondern lässt sie an die Orte im Westjordanland und in Ost-Jerusalem zurückkehren, an denen sie zuvor gelebt haben.
So oder so ist es weder ein Geiselaustausch noch ein Gefangenenaustausch. Diese Asymmetrie müssen Medien deutlich machen und klar benennen: Die Hamas lässt Geiseln frei, Israel Gefangene.