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Sagen & Meinen
Die inflationäre Verwendung des Begriffs "Studie"

Eine Lieblingsquelle von Journalistinnen und Journalisten sind Studien – gerne genutzt, um ein Thema mit ein bisschen Zahlenmaterial anzufüttern. Wo diese Zahlen herkommen, geht dabei manchmal unter.

Von Annika Schneider |
Eine Hand hält einen Kugeschreiber und kreuzt auf einem Fragebogen Antwortmöglichkeiten an.
War es eine schnelle Online-Umfrage oder eine repräsentative Befragung? Das wird oft nicht klar, wenn Journalistinnen und Journalisten verkürzt von "Studie" sprechen. (picture-alliance / dpa / Rolf Vennenbernd)
Das Wort „Studie“ ist zum Sammelbegriff geworden. Sobald zu einem Thema irgendwelche Auswertungen vorliegen, werden sie in manchen Medien zur „Studie“ geadelt – selbst wenn es nur Zahlen aus einer Online-Umfrage mit wenigen Hundert Teilnehmenden sind.
Echte wissenschaftliche Studien genügen hohen Ansprüchen: Ihr Forschungsdesign stellt sicher, dass die Ergebnisse neutral und reproduzierbar sind. Viele Umfragen und Dossiers erfüllen diese Standards nicht. Und auch Erhebungen im Auftrag von Unternehmen oder Verbänden sind keine Studien, wenn sie im Sinne der eigenen PR darauf abzielen, bestimmte Thesen in die Öffentlichkeit zu tragen, untermauert mit scheinbar objektiven Daten.

Sind die Ergebnisse repräsentativ?

Im Zweifelsfall sollten Medien also differenzieren, zum Beispiel von Umfragen sprechen und Auftraggeber immer transparent machen. Alle möglichen Ergebnisse pauschal als Studien zu labeln, verschleiert, wie belastbar Aussagen tatsächlich sind – und wertet echte Forschung, die oft sehr aufwendig und zeitintensiv ist, ab.