Bad Karlshafen sollte im ausgehenden 17. Jahrhundert die bedeutendste Industrie- und Hafenstadt Hessens werden. Der damalige Kurfürst Landgraf Carl plante einen Kanalbau und die perfekte Stadt, zumindest auf dem Reißbrett. Die Stadt sollte nicht mit Deutschen, sondern mit Franzosen bevölkert werden, genauer gesagt mit Hugenotten, die aufgrund ihres Glaubens in ihrer Heimat verfolgt und aus ihr vertrieben wurden.
"Alle, die ihrem Glauben nicht abschwören wollten, die suchten ihr Heil in der Flucht. Sie flohen zuerst nach England, nach Holland und in die Schweiz. Und da war es der Landgraf Carl, als einer der ersten deutschen Kurfürsten, der die Leute hier in sein Hessenland aufgenommen hat. Er brauchte die Leute auch, denn nach dem 30-jährigem Krieg lag ja nicht nur die Wirtschaft am Boden, auch der Bevölkerungsverlust war sehr groß. Landgraf Carl hat allen Hugenotten, die einem Gewerbe nachgingen, 25 Jahre Steuerfreiheit gegeben. Er hat ihnen das Baumaterial und die Bauplätze umsonst gestellt,"
weiß Herma Böhm, die Interessierte auch durch das kleine Hugenottenmuseum in Bad Karlshafen führt. Ein paar Jahre später zog es auch andere Menschen in die Stadt, überwiegend Deutsche, die die Privilegien der Hugenotten nicht genießen durften.
"Die Deutschen haben sich gegen alles gesträubt, was die Hugenotten hergestellt haben. Sie haben keine seidenen Strümpfe getragen, sie haben lieber ihre Fußlappen weiter getragen, keine seidenen Tücher, keine Perücken, all dies haben die Deutschen abgelehnt und somit hatten die Hugenotten wenig Existenzmöglichkeit."
Die Konsequenz bestand im Laufe der nächsten Jahre in der Abwanderung der Hugenotten; viele von ihnen zog es nach Berlin.
Mehrmals täglich läutet das Glockenspiel des schönen Rathauses, wie alle anderen Gebäude, ebenfalls in strahlendem Weiß gehalten.
"Wir dürfen hier rein äußerlich nichts verändern. Wir haben eine ganz strenge Landeskonservatin."
Die hätte wohl die einzige Bausünde im Stadtkern - eine evangelische Kirche aus den 1960er-Jahren zu verhindern gewusst.
Im 18. Jahrhundert war es, da begab sich der hugenottische Apotheker Gallon auf die Suche nach heilenden Kräutern und stieß dabei auf eine Solequelle. Auch heute noch ist Bad Karlshafen ein Solebad und Kurzentrum, in dem Erkrankungen der Atemwege, Herz, - und vor allem Hauterkrankungen gelindert werden. 2004 entstand die Therme, die wichtigste Einnahmequelle der Stadt: Bei deren Bau traf man auf 22-prozenthaltige Sole.
"Das ist sehr hoch. Sie ist heruntergefahren worden auf zwölf Prozent, diese haben den gleichen Heilungseffekt wie am toten Meer."
Entspannt im wohlig warmen Salzwasser liegend, verarbeitet der Kopf die Informationen des Stadtrundganges und denkt an die Bedeutung des Begriffes "Hugenotten". Da gibt es eine Legende,
" die besagt: Im Mittelalter lebte in Tours ein König, namens Hugo Capet. Dieser König hat sich nachts immer als Gespenst angezogen, um den Leuten einen Schrecken einzujagen und da die Hugenotten immer nur nachts ihre Gottesdienste abgehalten haben, aus Angst, wurden sie die Nachtgespenster, die Hugenotten, genannt."
Weitere Legenden, Sagen und Märchen ranken sich um das Weserbergland. Da ist von mächtigen Riesinnen die Rede, von Quellen, die unfruchtbare Frauen schwanger werden ließen, heidnischen Plätzen und davon, dass hier, irgendwo im Gehölz der Leichnam Jesu entdeckt wurde, aber das führt jetzt zu weit. Zu erfahren ist außerdem, dass Märchen wie "Dornröschchen" oder "Rapunzel" in ihrem Ursprung den Franzosen zuzuschreiben sind.
Das alles weiß der Historiker und Tourismusexperte Dieter Uffelmann zu berichten, schließlich befinden wir uns hier unweit der deutschen Märchenstraße und die Gebrüder Grimm waren ebenso mit der Region verwurzelt.
"Ich verbinde Sagen, Legenden, ich deute Märchen, in dem ich sage: das steht für Erwachsene hinter dem Ganzen. Die Sage, die uns immer wieder Rätsel aufgibt, manche sind nicht gleich zu entschlüsseln, ob dämonische Sage oder historisch belegte Sage. In der Sage steckt ein alter Bericht."
Über 200 Mal im Jahr schlüpft der Historiker in die Rolle des Ritters Dietrich vom Reinhardswald, dem Wald, der uns umgibt.
"Die 40 Kilometer, die er von Bad Karlshafen bis runter vor den Toren Kassels,
die 20 Kilometer von der Weser bis zur Diemel, das ist einer der größten zusammenhängenden Waldgebiete, die wir in Deutschland haben. Das, was er an Laubwald bringt, gibt’s auch nur hier."
Eine imposante Erscheinung stellt der Ritter Dietrich dar, in seinem historischen Kostüm mit blutrotem Umhang und dem Schwert in der Hand.
""Man sagt ganz grob, Staufferzeit. Das ist die Zeit der Kreuzzüge."
Auffällig zudem ist des Ritters Halsschmuck mit den geheimnisvollen Amuletten.
"Bergkristall und ein Topolith, der ganz schwarz ist, steht für Tag und Nacht. Oder für das Gute und das Böse. Ich habe hier das Tigerauge, das ist das Morgenland, ich habe hier den Thorshammer, das ist das Abendland."
Ritter Dietrich, alias Dieter Uffelmann, begeistert sich nicht nur für die Geschichte, und Geschichten seiner Region, sondern auch für deren landschaftlichen Reize, die Wanderer und Radfahrer lockt.
"Was mich fasziniert ist diese Landschaft von sanften Bergen, dieses Wasser, Wald und immer naturverträglich angelegt. Das ist das, was in der Weite noch erlebbar ist. Man kommt manchmal aus dem Waldesrand raus und hat einen Fernblick, fast unverstellt, wie man selten noch irgendwo hat."
Wolfgang Frohmüller, stammt aus Helmarshausen, einem Ortsteil von Bad Karlshafen und kann Gesagtes nur bestätigen:
"Ich liebe diese Gegend."
In dem aus Fachwerkbauten bestehendem Ort Helmarshausen, stand einst ein Benediktiner-Kloster, das ab dem zwölften Jahrhundert durch seine Kunstwerkstätten für Goldschmiedearbeiten und Buchmalerei berühmt wurde. Wolfgang Frohmüller ist zuständig für das Heimatmuseum Helmarshausen:
"Übrig geblieben ist dieses Abteigebäude und der Grund der Klosterkirche und das berühmteste Werk, was dort entstanden ist: Das ist das Evangeliar Heinrichs des Löwen."
Ein kunstvoll illustriertes liturgisches Werk, eine 226 Blätter umfassende Handschrift mit vergoldeten Abbildungen, die lange Zeit als teuerstes Buch der Welt galt: eine Auftragsarbeit Heinrich des Löwen, Herzogs von Sachsen und Bayern sowie anderen Kirchenfürsten.
"Es war nicht nur ein einziger Mönch, der daran gearbeitet hat. Selbstverständlich hat dieser Mönch Herimann, der als Maler genannt wird, die Funktion eines Meisters gehabt. Daneben war aber sicherlich noch eine Menge anderer Leute beschäftigt, die Zubringerarbeiten gemacht haben, wie das Herstellen von Farben und Tinte. Es war sicherlich ein Statussymbol, eine solche Bibel. er hat sie ja dann dem Dom zu Braunschweig geschenkt."
Im Heimatmuseum kann die Kopie hinter Glas bewundert werden. Damit es nicht nur immer dieselben Seiten zu betrachten gibt, wird das Werk regelmäßig umgeblättert. Das Original, das in den 1980er-Jahren im Auftrag der Bundesregierung für 32 Millionen Mark bei Sotheby's ersteigert wurde, liegt in der Herzog August Bibliothek in Wolfenbüttel. Hin und wieder wird es der Öffentlichkeit präsentiert, ansonsten schlummert es seinen geschützten Schlaf im Klimatresor.
Nicht ganz so romantisch wie Dornrösschen hinter ihren Rosenhecken.
"Alle, die ihrem Glauben nicht abschwören wollten, die suchten ihr Heil in der Flucht. Sie flohen zuerst nach England, nach Holland und in die Schweiz. Und da war es der Landgraf Carl, als einer der ersten deutschen Kurfürsten, der die Leute hier in sein Hessenland aufgenommen hat. Er brauchte die Leute auch, denn nach dem 30-jährigem Krieg lag ja nicht nur die Wirtschaft am Boden, auch der Bevölkerungsverlust war sehr groß. Landgraf Carl hat allen Hugenotten, die einem Gewerbe nachgingen, 25 Jahre Steuerfreiheit gegeben. Er hat ihnen das Baumaterial und die Bauplätze umsonst gestellt,"
weiß Herma Böhm, die Interessierte auch durch das kleine Hugenottenmuseum in Bad Karlshafen führt. Ein paar Jahre später zog es auch andere Menschen in die Stadt, überwiegend Deutsche, die die Privilegien der Hugenotten nicht genießen durften.
"Die Deutschen haben sich gegen alles gesträubt, was die Hugenotten hergestellt haben. Sie haben keine seidenen Strümpfe getragen, sie haben lieber ihre Fußlappen weiter getragen, keine seidenen Tücher, keine Perücken, all dies haben die Deutschen abgelehnt und somit hatten die Hugenotten wenig Existenzmöglichkeit."
Die Konsequenz bestand im Laufe der nächsten Jahre in der Abwanderung der Hugenotten; viele von ihnen zog es nach Berlin.
Mehrmals täglich läutet das Glockenspiel des schönen Rathauses, wie alle anderen Gebäude, ebenfalls in strahlendem Weiß gehalten.
"Wir dürfen hier rein äußerlich nichts verändern. Wir haben eine ganz strenge Landeskonservatin."
Die hätte wohl die einzige Bausünde im Stadtkern - eine evangelische Kirche aus den 1960er-Jahren zu verhindern gewusst.
Im 18. Jahrhundert war es, da begab sich der hugenottische Apotheker Gallon auf die Suche nach heilenden Kräutern und stieß dabei auf eine Solequelle. Auch heute noch ist Bad Karlshafen ein Solebad und Kurzentrum, in dem Erkrankungen der Atemwege, Herz, - und vor allem Hauterkrankungen gelindert werden. 2004 entstand die Therme, die wichtigste Einnahmequelle der Stadt: Bei deren Bau traf man auf 22-prozenthaltige Sole.
"Das ist sehr hoch. Sie ist heruntergefahren worden auf zwölf Prozent, diese haben den gleichen Heilungseffekt wie am toten Meer."
Entspannt im wohlig warmen Salzwasser liegend, verarbeitet der Kopf die Informationen des Stadtrundganges und denkt an die Bedeutung des Begriffes "Hugenotten". Da gibt es eine Legende,
" die besagt: Im Mittelalter lebte in Tours ein König, namens Hugo Capet. Dieser König hat sich nachts immer als Gespenst angezogen, um den Leuten einen Schrecken einzujagen und da die Hugenotten immer nur nachts ihre Gottesdienste abgehalten haben, aus Angst, wurden sie die Nachtgespenster, die Hugenotten, genannt."
Weitere Legenden, Sagen und Märchen ranken sich um das Weserbergland. Da ist von mächtigen Riesinnen die Rede, von Quellen, die unfruchtbare Frauen schwanger werden ließen, heidnischen Plätzen und davon, dass hier, irgendwo im Gehölz der Leichnam Jesu entdeckt wurde, aber das führt jetzt zu weit. Zu erfahren ist außerdem, dass Märchen wie "Dornröschchen" oder "Rapunzel" in ihrem Ursprung den Franzosen zuzuschreiben sind.
Das alles weiß der Historiker und Tourismusexperte Dieter Uffelmann zu berichten, schließlich befinden wir uns hier unweit der deutschen Märchenstraße und die Gebrüder Grimm waren ebenso mit der Region verwurzelt.
"Ich verbinde Sagen, Legenden, ich deute Märchen, in dem ich sage: das steht für Erwachsene hinter dem Ganzen. Die Sage, die uns immer wieder Rätsel aufgibt, manche sind nicht gleich zu entschlüsseln, ob dämonische Sage oder historisch belegte Sage. In der Sage steckt ein alter Bericht."
Über 200 Mal im Jahr schlüpft der Historiker in die Rolle des Ritters Dietrich vom Reinhardswald, dem Wald, der uns umgibt.
"Die 40 Kilometer, die er von Bad Karlshafen bis runter vor den Toren Kassels,
die 20 Kilometer von der Weser bis zur Diemel, das ist einer der größten zusammenhängenden Waldgebiete, die wir in Deutschland haben. Das, was er an Laubwald bringt, gibt’s auch nur hier."
Eine imposante Erscheinung stellt der Ritter Dietrich dar, in seinem historischen Kostüm mit blutrotem Umhang und dem Schwert in der Hand.
""Man sagt ganz grob, Staufferzeit. Das ist die Zeit der Kreuzzüge."
Auffällig zudem ist des Ritters Halsschmuck mit den geheimnisvollen Amuletten.
"Bergkristall und ein Topolith, der ganz schwarz ist, steht für Tag und Nacht. Oder für das Gute und das Böse. Ich habe hier das Tigerauge, das ist das Morgenland, ich habe hier den Thorshammer, das ist das Abendland."
Ritter Dietrich, alias Dieter Uffelmann, begeistert sich nicht nur für die Geschichte, und Geschichten seiner Region, sondern auch für deren landschaftlichen Reize, die Wanderer und Radfahrer lockt.
"Was mich fasziniert ist diese Landschaft von sanften Bergen, dieses Wasser, Wald und immer naturverträglich angelegt. Das ist das, was in der Weite noch erlebbar ist. Man kommt manchmal aus dem Waldesrand raus und hat einen Fernblick, fast unverstellt, wie man selten noch irgendwo hat."
Wolfgang Frohmüller, stammt aus Helmarshausen, einem Ortsteil von Bad Karlshafen und kann Gesagtes nur bestätigen:
"Ich liebe diese Gegend."
In dem aus Fachwerkbauten bestehendem Ort Helmarshausen, stand einst ein Benediktiner-Kloster, das ab dem zwölften Jahrhundert durch seine Kunstwerkstätten für Goldschmiedearbeiten und Buchmalerei berühmt wurde. Wolfgang Frohmüller ist zuständig für das Heimatmuseum Helmarshausen:
"Übrig geblieben ist dieses Abteigebäude und der Grund der Klosterkirche und das berühmteste Werk, was dort entstanden ist: Das ist das Evangeliar Heinrichs des Löwen."
Ein kunstvoll illustriertes liturgisches Werk, eine 226 Blätter umfassende Handschrift mit vergoldeten Abbildungen, die lange Zeit als teuerstes Buch der Welt galt: eine Auftragsarbeit Heinrich des Löwen, Herzogs von Sachsen und Bayern sowie anderen Kirchenfürsten.
"Es war nicht nur ein einziger Mönch, der daran gearbeitet hat. Selbstverständlich hat dieser Mönch Herimann, der als Maler genannt wird, die Funktion eines Meisters gehabt. Daneben war aber sicherlich noch eine Menge anderer Leute beschäftigt, die Zubringerarbeiten gemacht haben, wie das Herstellen von Farben und Tinte. Es war sicherlich ein Statussymbol, eine solche Bibel. er hat sie ja dann dem Dom zu Braunschweig geschenkt."
Im Heimatmuseum kann die Kopie hinter Glas bewundert werden. Damit es nicht nur immer dieselben Seiten zu betrachten gibt, wird das Werk regelmäßig umgeblättert. Das Original, das in den 1980er-Jahren im Auftrag der Bundesregierung für 32 Millionen Mark bei Sotheby's ersteigert wurde, liegt in der Herzog August Bibliothek in Wolfenbüttel. Hin und wieder wird es der Öffentlichkeit präsentiert, ansonsten schlummert es seinen geschützten Schlaf im Klimatresor.
Nicht ganz so romantisch wie Dornrösschen hinter ihren Rosenhecken.