Die Fußball-Saison 2021/22 ist vorbei, die meisten Entscheidungen sind gefallen. Um die Meisterschaft ging es dabei wie so oft in den letzten Jahren nicht mehr, beklagte auch Hannes Wolf, ehemaliger Bundesligatrainer vom VfB Stuttgart, Bayer Leverkusen und Hamburger SV, im Dlf. "Die Bundesliga war nicht so spannend, weil die Meisterkampf nicht so spannend war - da war es in der 2. Liga ganz anders." Diese habe unglaublich zugelegt. "Sie war schon immer sehr körperlich, sehr intensiv, sehr schwer zu spielen. Aber ich finde, sie ist auch technisch und spielerisch deutlich nach vorne gegangen. Deswegen glaube ich schon, dass es in einem sehr sehr hohes Niveau ist."
Auch in der Bundesliga habe er viel Positives beobachtet, vor allem den offensiven Ansatz der Teams, die es eher etwas überraschend in den Europapokal geschafft haben - wie Freiburg, Köln und Union Berlin: "Wenn man guckt, wenn Köln eine Flanke spielt, wie viele Spieler da im Strafraum sind. Wenn man Freiburg sieht, sie haben Freistoß, schießen den von der Seite rein und alle neun sind im Strafraum. Das in Sachen, die gab es eigentlich nicht, und da ist der Fußball noch offensiver geworden." Dieser offensive Ansatz sei massiv belohnt worden.
Hertha in der Relegation Favorit
Eine große Entscheidung steht für die Bundesliga noch aus: Die Relegation zwischen der 1. und 2. Liga zwischen Hertha BSC und dem Hamburger SV. Wie die meisten habe Wolf nicht damit gerechnet, dass sein Ex-Verein HSV überhaupt noch eine Chance auf den Wiederaufstieg bekomme.
Doch nun habe der HSV mit seinen fünf Siegen in den letzten fünf Spielen und den sehnsüchtig auf den Aufstieg wartenden Fans das Momentum auf seiner Seite. Dass der HSV nun mit Hertha BSC auch auf Felix Magath trifft, der einst mit dem HSV als Spieler die größten Erfolge der Vereinsgeschichte feierte, sei "sehr, sehr besonders".
"Das werden sehr heiße Spiele gegen Hertha. Ich glaube trotzdem, dass Hertha der Favorit ist für die Relegation", so Wolf, der aktuell die U19-Nationalmannschaft trainiert. Hertha habe so viele Spieler, "die schon lange Bundesliga spielen, die auf dem höchsten Niveau schon waren und eine ganz, ganz gestandene Mannschaft, wenn man den Kader anguckt."
Ausverkaufte Stadien und emotionale Fans machen den Unterschied
Die Geisterspiele während der Corona-Pandemie fand der Trainer des Jahres 2017 "gruselig". Nun sind die Stadien wieder voll, bei der Relegation werden über 70.000 Fans in Berlin erwartet und 55.000 in Hamburg. "Ich hoffe, dass es friedlich bleibt, es geht ja um viel. Das sind Fußballfeste. Gerade diese Emotion macht den Fußball aus."
Große Strahlkraft von Schalke und Bremen
Mit Schalke 04 und Werder Bremen kämen große Traditionsvereine zurück, die mit ihren großen Stadien, ihrer Strahlkraft und ihrer Fankultur in die Bundesliga gehörten, so Wolf. Beide Teams hätten gute Mannschaften und die Bundesliga würde Türen in der Transferperiode öffnen, die in der 2. Liga nicht offen wären.
Zudem hat der FC Schalke mit Simon Terodde den erneuten Zweitliga-Torschützenkönig (30 Treffer) in seinen Reihen, den Hannes Wolf noch aus gemeinsamen Zeiten beim VfB Stuttgart kennt. "Er wurde mit Mitte, Ende 20 in der 2. Liga ein absoluter Topstürmer, hat regelmäßig 25 Tore aufwärts gemacht, hat uns auch damals beim VfB riesig geholfen." Er könne auch in der Bundesliga Tore machen. "Er weiß das und ich weiß das auch. Und auch wenn das jetzt Schalke ist und ich aus Dortmund komme, wünsche ich mir, dass er das auch zeigen kann."