Die salafistische Szene in Deutschland entwickelt sich und sie wächst. Nach Angaben des Verfassungsschutzes sollen bundesweit knapp 11.000 Personen dazu gehören. Für die Behörden wird es trotzdem schwieriger, sie zu beobachten. Der Leiter des Verfassungsschutzes im Bund, Hans-Georg Maaßen spricht von einer "Fragmentisierung und Privatisierung des Salafismus in Deutschland".
Moscheen spielten bei der Radikalisierung eine immer geringere Rolle. Dafür nutzen Salafisten das Internet noch stärker. Maaßen warnte bereits Anfang Dezember davor, dass sich häufiger Frauennetzwerke herausbilden. "Nachrichtendienstliche Zugangsmöglichkeiten" könnten nur "erschwert geschaffen werden". Für die Verfassungsschützer ist es also besonders schwierig, an islamistische NetzwerkerInnen heran zu kommen.
Frauen indoktrinieren Kinder oft sehr wirksam
Das sogenannte "Schwestern-Netzwerk" in Nordrhein-Westfalen ist dafür ein interessantes Beispiel, denn dort wird alles Mögliche geboten: Tipps für die Kindeserziehung, Austausch von Kochrezepten, die Auslegung religiöser Regeln und Hetze gegen Ungläubige.
NRW-Verfassungsschutz-Präsident Freier sagt, die Frauen seien mittlerweile "Ideologieproduzenten". Das werde von den Männern akzeptiert, denn Frauen könnten die Szene besser binden und am Leben erhalten. Männer verbüßen in Europa häufiger Gefängnisstrafen, bei den Kämpfen im IS-Gebiet sind mehr Männer ums Leben gekommen als Frauen. Sie indoktrinieren, auch das ist den deutschen Sicherheitsbehörden bekannt, ihre Kinder mit der salafistischen Ideologie - oft sehr wirksam.
Nicht alle Salafisten neigen zur Gewalt, diese besonders intolerante Glaubensrichtung gilt aber als Nährboden des Islamistischen Terrorismus. "Jeder dschihadistische Terrorist, den wir in den vergangenen Jahren in Europa erlebt haben", so der Verfassungsschützer Burkhard Freier, "kam aus der salafistischen Szene".