Ein Video des selbsternannten Islamischen Staates. Die Produzenten sind keine Amateure: schnelle Schnitte, eine eigens komponierte und produzierte Musik. Ein Propagandavideo, in dem die Terrormiliz IS ihren blutigen Kampf als etwas romantisches darstellt: Abenteurertum, Männlichkeit, Brüderlichkeit. Stefan Glaser von Jugendschutz.net: "Wir sind schon ein bisschen erschrocken von der Professionalität, mit der das geschieht, die auch zugenommen hat in den letzten Jahren. Insbesondere die Videos des Islamischen Staates erinnern an Filme aus Hollywood. Wir haben es mit Musikvideos zu tun, mit rhythmischen Schnitten, Spezialeffekte, Szenen mit einer Ego-Shooter-Optik, die Jugendlichen eben auch aus Online-Spielen geläufig ist."
Anfangs beginnt es vergleichsweise harmlos, mit Anleihen aus der weiten Welt der internationalen Marken: das Nike-Logo wird zum Logo des Dschihads, bekannten Comic-Figuren wie Sponge-Bob werden islamistische Sprüche in den Mund gelegt, aus Superman wird Supermoslem.
Cool, subversiv und unmenschlich nennt die Bundeszentrale für politische Bildung die islamistische Propaganda im Netz. Sie setzt in erster Linie auf die Plattformen mit den größten Reichweiten: Youtube, Twitter und Facebook. Neue Dienste wie zum Beispiel Telegram werden sofort genutzt und adaptiert - der IS überträgt seine Terrorangriffe inzwischen live. "Es ist wahnsinnig zu sehen, wie schnell und wie professionell diese Islamisten das Social Web nutzen. Und wie gut sie darin sind, Kampagnen zu fahren, die auch eine große Reichweite erzielen können."
Salafisten sind professioneller als Rechtsextremisten
Nach Erfahrungen von Stefan Glaser löschen Facebook & Co ein Logo des verbotenen IS schneller als ein Hakenkreuz - seiner Ansicht nach sollten die Betreiber von Social-Media-Diensten aber noch stärker von sich aus tätig werden.
Die größte Sorge bereitet Jugendschützern der schnelle Anstieg von brutalen Gewaltdarstellungen im Netz - Erschießungen und Enthauptungen in Endlosschleifen. Mehr als 1.000 Verstöße gegen das entsprechende Jugendschutzgesetz wurden in den letzten drei Jahren registriert und geahndet. "Wir haben es mit einer antidemokratischen, menschenfeindlichen und in Teilen auch zu Gewalt anstachelnden Ideologiepropaganda zu tun, die auf sehr moderne, multimediale Weise an Jugendliche herantritt und sie zu beeinflussen versucht."
Jugendschutz.net beobachtet neben der salafistischen auch die rechtsextremistische Propaganda im Netz. Die Salafisten seien dabei die eindeutig Professionelleren, so die Jugendschützer.